Eine Stunde später saßen sie im Marktstübchen und unterhielten sich. Sie kam mit der Wahrheit raus. Ihr Mann sei nicht nur gewalttätig, sondern missbrauche sie auch, wenn ihm danach war. Unter Tränen berichtete sie ihr Martyrium. Er fragte sie, warum sie nicht zur Polizei ginge. „Vergewaltigung in der Ehe? Beweise das mal. Er würde alles abstreiten. – Ich habe mal versucht, das Ganze heimlich zu filmen, aber er hat die Kamera entdeckt, was glaubst du, was dann los war! Jetzt lässt er mich vorher keine Minute aus den Augen …“
Immerhin konnte sie ihm berichten, dass ihr Mann sie seit dem Abend nicht angefasst hatte. Sie hoffte, dass sein Auftritt an der Haustür etwas bewirkt hätte. Irgendwann beruhigte sie sich und sie kamen auf andere Themen. Wenn es nicht um ihre private Situation ging, konnte sie eine witzige Erzählerin und gute Zuhörerin sein. Er lieferte sie wieder an der Haustür ab und sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie im Haus verschwand. Er hatte sich verliebt.
Ein paar Tage später meldete sie sich wieder, diesmal ohne Rufnummernunterdrückung. Wieder verabredeten sie sich im Marktstübchen. Sie klang völlig fertig am Telefon. Er habe sie wieder missbraucht, stieß sie unter Tränen hervor. Wieder versuchte er sie zu überreden, zur Polizei zu gehen. „Vergiss es, es gibt keine Zeugen. … - In meiner Jugend war ich einmal in psychiatrischer Behandlung, er wird das nutzen, um mich unglaubwürdig zu machen. Der erzählt womöglich, dass ich mir die Blutergüsse selbst zugefügt habe.“ Sie sprachen noch eine Weile, bis sie sagte: „Für heute habe ich, um dem Ganzen zu entkommen, nebenan im ‚Hotel zur Börse‘ ein Zimmer genommen. Magst du noch mitkommen? Wir plündern die Minibar!“
Im Hotelzimmer nahmen sie ein paar Drinks. Sie machte ein paar Kerzen an und dann löschte sie das Licht. Er sah sie nur noch schemenhaft. „Magst du mit mir schlafen?“
„Bist du sicher?“
„Ganz sicher, einmal selbst über meinen Körper verfügen, einmal wirklich Lust empfinden, ich glaube, das würde mir helfen.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, begann sie sich zu entkleiden. Er war sowieso längst schwach geworden. Sie war eine attraktive Frau, und er hatte schon die ganzen Tage mit sich gerungen, ob er sie umwerben sollte.
Tolle Geschichte
schreibt Smoke