Jennys Schusswunde

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Jennys Schusswunde

Jennys Schusswunde

Andreas

Jenny und ich kletterten über den Zaun. Wir machten das nicht zum ersten Mal, daher ging es recht schnell. Jenny war schon auf der anderen Seite, als ich nach ihrer Hand griff. Meine beste Freundin half mir dabei, sicher auf die andere Seite zu gelangen. Wir Mädchen machten uns einen Spaß daraus, die Obstbäume der Bauern zu plündern. Jetzt im Spätsommer gab es besonders viel Leckeres zu stibitzen. Wir waren auf die Äpfel scharf, speziell auf die althergebrachten Sorten. Die mundeten uns besonders gut, schmeckten viel besser als die neueren Züchtungen. Ein schlechtes Gewissen hatten wir deswegen nicht. Der Eigentümer hatte doch genug davon. Warum sollten wir uns da nicht ein wenig bedienen? Oh ja! Man könnte schon sagen, dass wir ziemlich freche Gören waren. Ständig trieben Jenny und ich Unfug, wie auch an diesem Nachmittag. Wir schlichen zwischen den Baumreihen, gingen auf leisen Sohlen. Wie bereits gesagt – wir machten das öfter. Das wurde uns heute zum Verhängnis. Als Jenny gerade die Leiter aufgestellt und die zweite Sprosse bestiegen hatte, hörte ich ein Geräusch. Es waren Hunde, die lautstark anschlugen. Ich schrie laut: „Weg hier!“

Wir ließen die Leiter einfach stehen, rannten dafür wie die Wiesel. Hinter uns hörten wir die kläffenden Hunde des Bauers, die uns dicht auf den Fersen waren. Diesmal war ich schneller als Jenny. Ich erklomm den Zaun in Rekordzeit, schwang mich auf die rettende Seite. Jenny beugte sich gerade über die oberste Latte, als ich ein lautes Geräusch hörte. Jenny schrie schmerzgeplagt auf. Ich erschrak mich zu Tode. Hatte dieser Verrückte eben auf meine Freundin geschossen? Ich umfasste Jennys Hand, zog sie zu mir auf die sichere Seite. Jenny landete mit Tränen in den Augen auf der Wiese. Ich bat sie eindringlich, sich zusammenzureißen. „Jenny, wir müssen abhauen! Der Verrückte ist direkt hinter uns!“  Jenny nickte, während sie sich schluchzend aufraffte. Wir rannten los!

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