Johanna und der Gipfelsturm

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Johanna und der Gipfelsturm

Johanna und der Gipfelsturm

Stayhungry

K. hatte immer damit gerechnet, dass ein junger Konkurrent auftauchen würde, jedoch nicht so schnell.
Und Johanna war in ihren angeheiterten Aussagen schon etwas frivol und baggerte Mike an, um dann gleich auch in K.s Richtung derartige Signale zu senden. Das hätte amüsant sein können, aber K. fühlte sich unwohl. Er hatte aber keine Lust, sich hier als eifersüchtiger, beleidigter Spaßverderber in langfristig aussichtsloser Lage zu gerieren und deutete an, sich zurückzuziehen. Doch Johanna machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Jetzt hab dich nicht so! Was ist denn dabei, mal Lust auf zwei Männer zu haben?“ machte sie alle Interpretation als zweideutig zunichte. „Was habt denn du und Mama alles getrieben, wenn ich ihr Tagebuch so lese?“

Mike war nun etwas erschüttert in seiner Selbstsicherheit. Die unverhohlene Anmache, noch dazu für eine Ménage a Trois, sowie die Aussage, dass ihr Liebhaber schon mit ihrer Mutter zu Gange gewesen war. Die Einladung zu einem Dreier schien ihn am wenigsten zu beschäftigen. „Wie jetzt? Du bist mit dem Lover deiner Mutter zusammen? Was sagt die denn dazu?“ Johanna wirkte etwas verstimmt darüber. „Nix, sie ist tot!“, antwortete sie patzig. „Oh, tut mir leid!“, murmelte Mike und wusste nicht, wie er aus dem heiklen, traurigen Thema wieder rauskommen sollte. Johanna hatte auf Trübsal nun gar keinen Bock und räumte alles, was nun auf dem Tisch lag, mit einem Schwung ab. „Also, ich habe das nie erzählt, weil ich das nicht wie eine Monstranz vor mir her tragen will! Aber damit du dich auskennst: meine Mutter war mit K. zusammen, noch bevor ich gezeugt wurde. Sie hat ihn für meinen miesen Erzeuger verlassen, der sich aus dem Staub gemacht hat, als ich auf die Welt kam. Als ich vierzehn war, ist er wieder aufgetaucht und hat sie umgebracht. Alle Klarheiten beseitigt? Dann ist das Thema erledigt und wir können uns wieder angenehmeren Perspektiven zuwenden!“, verschloss seinen sprachlosen offenen Mund mit ihrem wilden Zungenkuss, stand auf und forderte ihre beiden Männer wie selbstverständlich auf, ihr zu folgen. Das Einzige, was K. unsinnigerweise erleichterte, war die Wahrnehmung, dass niemand von den anderen Gästen im Lärm der vielen Unterhaltungen irgendetwas mitbekommen hatte.

*

Johanna stand in der Tür und fragte ihre etwas belämmert mitgetrotteten Männer sanft: „Nun kommt schon! Oder habt ihr etwa keine Lust auf mich?“ Das konnte weder K. bestätigen noch schien Mike abgeneigt. Er wirkte aber immer noch etwas betreten und musterte K. verstohlen und sagte nichts.

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