Stattdessen hieß es nun auf direktem Weg Richtung Auxerre den Kanal nur noch gelegentlich zu kreuzen und Höhenmeter zu machen und das in sengender Hitze. Belohnt wurde diese Tortur mit dem Beweis der tatsächlichen Existenz der in unzähligen Fotobänden verewigten lieblichen, paradiesisch anmutenden Landschaften. Von Hecken und Wäldchen durchzogene Felder und Wiesen mit Schaf- und Rinderherden in fast absoluter Einsamkeit, kleinen Dörfern und mittelalterlichen Städtchen mit dem typisch morbiden Charme, aber als Landmarken auf anstrengender Tour absolute Highlights.
So besuchten sie Orte mit Kitschcharakter wie Semur-en-Auxois, Epoisses, Noyers und natürlich Chablis, übernachteten noch einmal in einer restaurierten Mühle am Serain und blickten schließlich am Ufer der Yonne auf die traumhafte Kulisse von Auxerre.
Nach all diesen Anstrengungen war sogar Johanna zu Freudentränen gerührt und umarmte K. inniger, als man beim Erreichen eines Urlaubszieles erwarten könnte. Aber sie hatten zusammen etwas geschafft, waren sich nah auch ohne Berührungen, hatten schweigen und Abstand halten können, ohne einander zu verlieren. All das schwang mit in diesem wunderbaren Augenblick.
Schließlich war Johannas Blutung beendet und sie konnten wieder klassisch mausen. Den letzten Tag hatte K. schon den Eindruck gehabt, dass ihr Hintern sie auf dem Sattel schmerzte, und das nicht nur wegen der langen Zeit auf dem Fahrrad.
„Ja“, gestand Johanna ein, „mein Poloch ist schon ein wenig ramponiert.“
„Na, dann sag doch was!“, murrte K., während er sich in der offenen Badezimmertür stehend abtrocknete. „Wir hätten uns ja auch paar Tage zurückhalten können!“
Johannas Augen weiteten sich entsetzt.
„Bist du nicht mehr scharf auf mich?“, fragte sie mit offenem Mund und großen Augen.
K.s verdutzter Blick schien genau das zu sein, was sie damit erreichen wollte, denn schon prustete sie los.
„Passt schon! Aber ich hatte einfach so viel Lust auf endlose Lust! Wir haben Urlaub und sind dauernd zusammen, das haben wir sonst nicht. Drum lass ich lieber nix aus! lch will mich unvergesslich machen bei dir!“
Johanna und die Reise nach Burgund
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Johanna und die Reise nach Burgund
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