„Mist, jetzt bekomm ich grad meine Tage!“, seufzte Johanna. „Meinst du, eine kleine Tube Gleitmittel reicht für eine Woche Analverkehr?“ Das fragte sie K. nicht zu Hause, sondern in der Drogerie über das Regal hinweg, wo er sich auf der anderen Seite gerade mit leichtgewichtigen Artikeln für seinen Bedarf eindeckte.
Wie immer scherte sich Johanna nicht um die irritierten Blicke anderer Leute angesichts ihrer unbekümmerten Art, ohne verschämtes Flüstern öffentlich über Sexualität und die Umstände ihrer alltäglichen Verwirklichung zu reden. Es war schließlich nicht ihr Problem, wenn andere damit ein Problem hatten, im 21. Jahrhundert in Europa! K. grinste.
„Dafür fahr ich sogar eine große Tube mit!“, entschied er für den Einkauf.
*
„Wir fahren nach Burgund!“, hatte Johanna fröhlich entschieden, ohne K.s Zustimmung zu erfragen. Diese Ankündigung vollendeter Tatsachen störte ihn nun gar nicht. Er hatte dort schon Urlaub gemacht und bedauert, dass er den Weg in dieses Schlaraffenland nicht öfter gefunden hatte. Zeit mit Johanna zu verbringen, war immer paradiesisch, und dort würde sie als Studentin der Kunstgeschichte begeistert jeden Reiseführer übertreffen. „Mit dem Rennrad!“, strahlte Johanna ihn triumphierend an. K. zog die Stirn in Runzeln. Das war kein aussichtsloses Unterfangen, aber verhieß große Anstrengungen über längere Zeit.
„Ja, jetzt schau nicht so gequält!“, feixte Johanna. „Das geht natürlich nicht mit vollem Reisegepäck. Wir kaufen dir leichte Bikepacking-Ausrüstung, dann flutscht das nur so! ln eineinhalb Tagen sind wir in Meersburg am Bodensee. Da darfst du dich einen halben Tag ausruhen. Danach drei Tage entlang von Tage Rhein, Canal du Rhône au Rhin und Doubs bis Besancon. Nach Dijon ist es dann nur noch ein halber Tag! Zurück geht's natürlich schneller, da müssen wir ja nichts mehr besichtigen!“
Johanna und die Reise nach Burgund
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