„Es ist würdelos, dass Alwine und ich an ihrer Hand laufen müssen! Wir sind doch keine Kinder mehr, die man derart beaufsichtigen muss. Ich möchte das nicht mehr, Fräulein Jolanthe, verbitte es mir!“
Die Offiziersanwärter hörten es natürlich, warfen sich vielsagende Blicke zu. Luises frecher Einwurf brachte sie erst auf die richtige Fährte. Alwine schämte sich sehr, als Jolanthe ihr Machtwort sprach.
„Sei nicht so keck, Luise! Ich rate dir dringend, dich zu benehmen. Alwine und auch du als die Ältere – ihr seid noch lange nicht erwachsen, auch wenn ihr das meint. Mäßige dich, oder es setzt was!“
Einer der jungen Männer grinste, was Luise noch mehr aufbrachte. Ihr Stolz ließ sie alle Vorsicht vergessen, die nun gerade angemessen gewesen wäre. Alwine verhielt sich dagegen ruhig. Das 18-jährige Mädchen traute der Gouvernante ohne weiteres zu, hier auf der Stelle für einen Eklat zu sorgen. Alwines juckender Po rettete sie, während Luises Kehrseite diese Sensibilität vermissen ließ.
„Schämen sie sich, Fräulein Jolanthe, einer jungen Dame so etwas anzudrohen. Das nenn ich infam!“
„Infam? Ich glaube, dass du deine Wortwahl bald schon bereuen wirst! Hättest du jetzt Ruhe gegeben, wäre ich dir unter vier Augen hinten drüber gekommen. Du lässt mir jedoch keine andere Wahl, Luise, als dich gleich hier zu bestrafen! Wer sich wie ein garstiges Gör verhält, verdient es so!“
Zu allem Überfluss fand sich genau jetzt eine Bank am Wegesrand. Luises Ausreißversuch scheiterte kläglich. Nun bereute sie ihr loses Mundwerk, da Jolanthe ernstmachte. Sie gab Alwines Hand frei, um deren Schwester übers Knie zu beugen. Die Soldaten blieben etwa 10 Meter entfernt stehen. Das kommende Ereignis schien sehr interessant zu werden. Luise hatte noch Glück. Außer den jungen Männern gab es keine weiteren Zeugen ihrer Schmach. Zumindest nicht im Moment, da ihr Jolanthe das neue Kleid lüftete.
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