Jolanthes Berufung

Episode 1 aus: Die Abenteuer einer Gouvernante

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Jolanthes Berufung

Jolanthes Berufung

Andreas

Ihr, trotz ihrer Jugend, energisches Wesen scheint uns bestens geeignet, unseren Wildfängen den Weg zu weisen. Ich will es kurz machen: sie haben freie Hand, was etwaige Erziehungsmaßnahmen betrifft. Aber seien sie gewarnt, Fräulein Jolanthe! Sie sind nicht die erste Dame, der dieses Recht eingeräumt wurde. Bisher gelang es keiner ihrer Vorgängerinnen, die Mädchen empfindlich zu strafen. Luise schaffte es stets, dieses zu verhindern…!“

Jolanthe lächelte freundlich. Mehr wollte sie gar nicht hören. Die Zustimmung der Lünens war das Wichtigste. Jolanthe bedankte sich für das Vertrauen, ehe sie sich zurückzog. Das geschah gestern Abend. Jolanthe war fest entschlossen, den Mädchen entgegenzutreten. Sie würde keinerlei Widerstand dulden. Jolanthe begab sich in einen verwunschen wirkenden Teil des Parks. Dort standen etliche jungen Birken, deren Zweige gerade das erste Grün zierten. Jolanthes Taschenmesser schnitt einige ab, bis sie genügend Material für zwei Ruten zusammen hatte. Sie wickelte die Reiser in ein feuchtes Tuch, trug sie wie einen Schatz nachhause. In ihrer Kammer machte sie sich gleich an die Arbeit, fertigte zwei schmissige Birkenruten an. Beide bekamen eine hübsche Schleife, die den bissigen Zweigen eine fast harmlose Anmutung gaben. Für Luise wählte sie eine rote Atlasschleife, während Alwine eine gelbe bekam. Jolanthe füllte eine Bodenvase mit Wasser auf. Dort steckte sie die Ruten hinein, damit sie bis zum nächsten Tag schön frisch blieben. Es war spät geworden. Jolanthe gähnte. Sie entkleidete sich, legte sich in ihr frisch bezogenes Bett. Jolanthe entspannte sich.

Ihre Hand machte sich selbstständig. Die laue Nachtluft strich über Jolanthes Körper, der sich nach Zärtlichkeit sehnte. Sie dachte an Klaus, ihrer heimlichen Liebe. Er arbeitete am Hafen, beaufsichtigte das Löschen der Frachtschiffe. Sie wollten sich verloben, sobald das Geld dafür reichte.

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