Juan ausgeliefert

Tinas Geschichte

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Juan ausgeliefert

Juan ausgeliefert

Stayhungry

Als endlich alle gegangen waren, nahm Juan mir zunächst den Knebel ab – ich spuckte ihm ins Gesicht! Du mieses Schwein, was bildest du dir ein? Was waren das für Typen? Juan knallte mir sofort eine, und jetzt wurde mir bewusst, dass keiner dieser ekligen Kerle mich geschlagen hatte, aber der Rest war ja schlimm genug gewesen! Vorsicht, Täubchen! raunte er bedrohlich, dann zuckte er die Schultern. Keine Ahnung! Ich bin halt in eine Spelunke gegangen, wo am Tresen fünfzig Jahre Gefängnis beieinander standen und habe gefragt, wer für einen Zwanziger eine elegante Schlampe ran nehmen will! Da gab's jede Menge Zuspruch und so bist du zu deinen Liebhabern gekommen. Das mit dem Geld habe ich nur gemacht, damit du denen ein bisschen was wert bist, und auch dass du merkst, was du wert bist! Ich hätte ihn erwürgen können! Als er mich freimachte, schlug ich mit steifen Muskeln mehr symbolisch zu, was er nur lachend kommentierte. Seine Prügel waren dagegen nicht von schlechten Eltern. Ich war endgültig gebrochen und heulte Rotz und Wasser. Er lud mich zu Hause ab und ich schwor mir, ich würde ihn nie wieder sehen!

*

So einfach war die Sache allerdings nicht. Hätte ich bloß geahnt, was alles noch auf mich zukommen sollte!

Noch wohnte ich in dieser Provinzstadt und gab wochentags die souveräne Abteilungsleiterin und ja, ich schlief weiter mit K., der stumm vor sich hin litt und doch nicht von mir lassen konnte. Nichts, rein gar nichts offenbarte ich ihm von dem, was mir wirklich widerfuhr, er war eh im wahrsten Sinne des Wortes schon geschlagen mit dem, wie es war. Juan hatte mich in seinen Bann gezogen, und daraus konnte ich mich nicht lösen. Ich rief ihn nicht an, gedemütigt wie ich war, aber insgeheim auch, weil ich Angst hatte, einfach weggedrückt zu werden. Und so wünschte ich das Wochenende herbei, um ihn beim Tango wiederzusehen – und zu spüren.

Und er? Er nahm das als vollkommen selbstverständlich.

Und ich? Vollkommen selbstverständlich folgte ich ihm dorthin, wohin er mich führte.

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