Ich sehnte mich danach wie am Anfang der Zeit mit ihm, aber meine Angst beflügelte mich nie mehr so wohltuend wie damals. Damals hatte ich ihm blind vertraut und jetzt waren meine Befürchtungen einfach in leidvoller Erfahrung begründet. Ich wusste nie, welche Urgewalt aus ihm über mich hereinbrechen würde, wenn er mich dann nahm, oft nach quälendem Warten, während ich in der Stille nur seinen schweren Atem hörte, meine Enge unvorbereitet schmerzhaft durchdrang, mir keine Gelegenheit gab, mich zu öffnen. Ein sinnliches Spiel wie bei meiner ersten Fesselung war ich ihm bald wieder nicht mehr wert. Und dennoch war ich ihm verfallen. Er wusste, wann meine Seele nicht mehr nur die Kraft seiner Hände brauchte, sondern ihre Gewalt und wann der Rücken den Gürtel. Seine Sucht nach Grenzüberschreitung trieb ihn weiter und die stimulierende Angst in mir näherte sich dem Entsetzen.
Ja, auch in dieser extremen Beziehung mit Juan hatte der Anfang einen Zauber gehabt. Der war nur noch kurz wieder aufgeschienen und dann verflogen, für immer. Alles war jetzt düsterer und deprimierte mich, aber irgendwie tat es mir immer auch gut. Es ging einige Zeit, in der ich trotz allem tief befriedigt war und das Wiedersehen mit ihm herbeisehnte. Ich wollte mich nicht mehr zweiteilen zwischen einem traurigen normalen und einem unberechenbaren wilden Leben. Eine neue Stelle wollte ich mir ohnehin suchen, es zog mich zurück in die Großstadt und auch beruflich brauchte ich ehrlich gesagt eine größere Herausforderung. Vor allem aber wollte ich näher bei Juan sein. Mit diesem aktiven Schritt auf ihn zu hatte ich mich ihm vollends unterworfen. Juan hingegen schien mich nur gelegentlich ganz und gar zu wollen, mit der uneingeschränkten Verfügbarkeit aber nicht oftmals und regelmäßig. Er behandelte mich unwirsch und, und das war mir neu, umwarb und bestieg andere Frauen.
Juan verfallen
Tinas Geschichte - Teil 15
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Juan verfallen
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