Auf dem Bahnhof herrschte dichtes Gedränge, es war eben Feierabendverkehr. Immer wieder wurde Daniela von irgendwelchen Leuten angerempelt, sodass sie sich genötigt fühlte, an einer Reklametafel Schutz zu suchen.
Die sommerliche Schwüle, die ihr schon außerhalb des Bahnhofs zu schaffen gemacht hatte, schien hier im Untergrund noch zu genommen zu haben. Immer wieder spürte sie wie sich Schweißperlen zwischen ihren Brüsten einen Weg bahnten. Nur mit Mühe konnte sie dem Impuls widerstehen die Stelle, an der die Schweißperle juckend sich ihren Weg bahnte, zu berühren. Denn nichts wäre ihr unangenehmer gewesen, als mit durchschwitzter Bluse in der überfüllten Bahn zu stehen. Hinzu kam noch, dass ihre beige Bluse aus Chiffon durchsichtig war, wenn der Stoff feucht wurde.
Als die Bahn endlich in den Bahnhof einfuhr, drängte sie sich auch nach vorne, da der einlaufende Zug erfahrungsgemäß auch schon voll war. Hinter einem schlanken, jungen Mann, der mit einem Zampel über der Schulter ihr das Weiterkommen unmöglich machte, blieb sie stehen. Obgleich Daniela mit ihren 180 cm als Frau recht groß war, überragte sie der schwarzhaarige Mann vor ihr, mindestens um Haupteslänge. Von den Fahrgästen wurde sie immer weiter nach vorne gedrängt, sodass sie sich schließlich mit der Hand am Rücken des Mannes abstützen musste. Mit einem „Tschuldigung!“, bat sie leise um Verzeihung, was der Mann vor ihr nur mit einem Knurren beantwortete.
Die S-Bahn hielt und da nur wenige Leute ausstiegen, drängten auf einmal alle nach vorne. Um nicht zu stürzen griff Daniela an die Kordel des Zampels und ließ sich von dem kräftigen jungen Mann mitziehen. Erst in der Bahn ließ sie los und murmelte erneut eine Entschuldigung.
Zusammengepfercht zwischen den Fahrgästen, wurde sie durch die Bewegung der Bahn immer wieder an ihren großen Beschützer gedrückt. An jedem Bahnhof, wenn die S-Bahn abbremste, landete ihr Gesicht auf dem Rücken ihres Vordermannes.
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