Jugendlich

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Jugendlich

Jugendlich

Paul Magallas

Kennst du das auch?
Es gibt so Tage, da fühle ich mich einfach wohl. Ich bin mit mir im Reinen, mag meinen Körper. Das Leben wirkt leicht – jetzt im Sommer, in dem alles so ‚luftig‘ ist, sowieso. Ich habe gut geschlafen, räkle mich im Bett. Die leichte Decke habe ich längst weg gestrampelt. Das Leben ist schön – tatsächlich!
Während ich mich so in den sommerlichen Morgen treiben lasse, fällt mir der Mann aus der Bahn wieder ein.
Wir saßen einander gegenüber. Er hätte mindestens mein Vater sein können. Er schaute mich intensiv an. Das merkte ich – auch wenn er immer schnell wegsah, wenn sich unsere Blicke trafen. Er war mir nicht unsympathisch. Freundliche Augen. Keiner, der einen anglotzt und in Gedanken schon auszieht. Ich hatte das Gefühl, ich gefalle ihm, sonst er hätte doch nicht immer wieder meinen Anblick gesucht. Waren es meine kurzen schwarzen Locken oder mein Mund, den ich mir neuerdings in kräftigem Rot bemale. Vielleicht mochte er auch mein Gesicht, meine knabenhafte Figur mit schmaler Hüfte und schlanken Beinen. Ich habe das schon lange nicht mehr erlebt, dass jemand optisch eine solche Freude an mir hat. Solange er Distanz hält und mir nichts tut – warum das nicht einfach genießen! Schönes darf geschätzt werden und soll angeblich die Seele nähren.

Da war sie wieder, diese junge Frau. Vor Tagen saß sie mir in der Bahn gegenüber. Trotz aller innerer Ermahnung und Anstrengung: Ich konnte nicht aufhören, sie anzuschauen. Knabenhaft, vom Typ her könnte sie aus Nordafrika stammen. Der knall-rote Mund in einem schönen Gesicht. Eine Augenweide eben. Jetzt sah ich sie zur Haltestelle laufen. Heute trug sie keine enge Jeans, die ihrer Figur schmeichelte. Heute hatte sie einen luftigen schwarzen Rock mit ganz viel Beinfreiheit an. Sie trug keine Strümpfe, dafür – trotz sommerlicher Temperaturen – markante schwarze Boots. Das hatte er noch nie verstanden, warum man trotz Sommer solches Schuhwerk trug. Das schwarze Top ließ die Arme, Schultern und viel um den Hals frei. Auch in diesem Outfit ein Hingucker. Ich mag schöne Jugendlichkeit. Die hatte so etwas Lebendiges. War ein Versprechen von Leben – vielleicht auch Richtung Freiheit und Abenteuer.

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Gedichte auf den Leib geschrieben