„Kaum zu glauben, dass Julius Cäsar einst hier gewohnt haben soll.“, murmelte Velleius und nahm eine der wenigen Fackeln aus ihrem Ständer, um den Weg durch die mit Schmutz und Unrat verdreckte Gasse zu beleuchten.
„Hier muss es irgendwo sein, das Lupanarium….“
Endlich fand er die in das Straßenpflaster eingelassenen Wegweiser, die dem Suchenden in Gestalt eines erigierten Penis unmissverständlich die Richtung zum Haus einer gewissen Faustilla wiesen. Velleius steckte die Fackel in eine Halterung an der Hausecke und öffnete die Tür des einstöckigen Gebäudes. Schummriges Licht aus blakenden Öllampen erfüllte den kleinen Vorraum, an dessen Wänden erotische Szenen aufgemalt waren. Staunend betrachtete Flavus die lebensecht dargestellte Figur eines Fauns, der mit lüsternem Blick einen ungeheuren Phallus im Schoß einer verzückten Nymphe versenkte.
Hinter dem unscheinbaren Eingang führte ein schmaler Korridor und eine steile Treppe in andere Teile des Hauses. Velleius klopfte an eine niedrige Pforte. Aus der Tür trat eine schlanke Gestalt in einem knöchellangen, weißen Gewand. Die Frau war Mitte vierzig. Über ihrem faltigen, mit Theaterschminke maskenhaft bedeckten Gesicht, türmte sich eine kunstvolle Frisur aus mit Henna gefärbten Haaren.
„Velleius Paterculus!“, flötete sie und streckte entzückt ihre dürren Arme nach dem Besucher aus. „Welch Glanz in meinem bescheidenen Haus!“
„Faustilla, meine Liebe! Du siehst phantastisch aus.“
„Du alter Schmeichler! Eine vertrocknete alte Dattel bin ich.“
„Wie könnte ich eine Frau belügen, deren Dienste so große Männer wie Lucullus und Mäzenas in Anspruch genommen haben!“, rief Velleius und drückte die Frau an seine Brust.
„Ich danke dir.“, säuselte Faustilla gerührt. „Aber ich sehe, du kommst in Begleitung.“
„Darf ich vorstellen: die Brüder Arminius und Flavus, zwei Freunde und Kameraden von mir. Wir wollen heute Abend unseren schwer verdienten Sold bei dir lassen.“
Julia
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Julia
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