Julia

45 45-69 Minuten 0 Kommentare
Julia

Julia

Leif Larsson

Am zehnten Tag des nach Julius Cäsar benannten Monats trieb ihn die Neugier nach Rom. So schnell er konnte hetzte er sein Pferd über die Via Labicana. Er durchquerte die Gärten des steinreichen Etruskers Mäzenas, ließ das Julische Äquadukt hinter sich und ritt durch die Porta Esquilina in die Stadt. Julia, die mit dem General Tiberius verheiratet war, bewohnte die prächtig ausgestattete Stadtvilla auf dem Quirinal seit Jahren ganz allein. Ihr Ehemann hatte sich, ihrer mannstollen Eskapaden überdrüssig, bereits vor drei Jahren nach Rhodos zurückgezogen, wo er sich dem Studium der griechischen Literatur widmete.
Arminius ließ sein Pferd mehrmals an dem noblen Anwesen vorbeitraben, konnte jedoch auf dem weiträumigen Gelände außer den Wachposten der kaiserlichen Leibgarde niemanden entdecken. Auf Besucher zu warten, um sie auszufragen, wollte er nicht riskieren. Er überlegte, ob er sich hinunter in die Subura begeben und dem Lupanarium einen Besuch abstatten sollte. Hurenhäuser waren ausgezeichnete Nachrichtenbörsen. Faustilla hatte vielleicht schon Näheres über die Gründe seiner Einladung in Erfahrung gebracht. Letztlich entschied er sich dagegen. Sein vernehmlich knurrender Magen trieb ihn statt dessen in die Innenstadt. Dort, in einer bestimmten Taverne in der Nähe der Foren, würde er neben Hunger und Durst auch ein anderes Bedürfnis befriedigen können.

Als er die niedrige, von dem Geruch von Olivenöl und Fischsauce erfüllte Gaststube betrat, stand Servilia mit ihrer Mutter am offenen Herd und überwachte das Garen von Bohnen und Hammelfleisch in Pfannen und Töpfen. Sofort eilte sie auf ihn zu und präsentierte fröhlich ihre Zahnlücke.
„Was kann ich heute für dich tun, Herr?“, erkundigte sie sich beflissen und wischte ihre fettigen Finger an der fleckigen Tunica ab.
„Ich denke, eine ganze Menge. Zuerst bringe mir etwas zu essen. Und einen großen Krug Wein!“
„Mit oder ohne Wasser, Herr?“

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 5410

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben