Ein muskulöser Nubier im Lendenschurz wedelte seiner Herrin mit einem Fächer aus Straußenfedern frische Luft zu.
„Legt euch zum Mahl nieder, teure Freunde und Freundinnen!“, forderte Julia ihre Gäste mit einer huldvollen Geste auf. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft durften sich ausgewählte Honoratioren und Künstler niederlassen. Ovidius erhielt einen Ehrenplatz an der Seite der Gastgeberin. Velleius und die beiden Brüder nahmen in der dritten Reihe Platz. Interessiert musterten sie die an jedem Tisch ausliegenden, auf Pergament geschriebenen Speisekarten. Da sie in Griechisch verfasst waren, übersetzte Velleius den Inhalt. Obwohl seit ihrer Kindheit mit der römischen Küche vertraut, waren Arminius und Flavus viele der exotischen Leckerbissen unbekannt.
Kaum hatten alle Gäste ihre Liegeplätze eingenommen, als die Speisen aufgetragen wurden. Rasch wusch man sich in silbernen Becken, die hinter den Liegen aufgestellt waren, die Hände mit parfümiertem Wasser. Während des reichhaltigen Essens, zu dem viel Wein bester Qualität aus großen Amphoren floss, beobachtete der Cherusker die Kaisertochter aufmerksam. Wenn sie nicht gerade dem Vortrag des Dichterfürsten lauschte, erwies sie sich als ausgesprochen galante Gastgeberin. Obwohl er ihr nie zuvor begegnet war, hatte er das merkwürdige Gefühl, sie zu kennen…
Als nach dem mehrgängigen Mahl Obst gereicht wurde, nahm Julia einige Früchte aus einer goldenen Schale und warf sie gezielt einzelnen Gästen zu. Völlig überrascht bekam auch Arminius eine der apfelgroßen Früchte mit der flaumigen Schale ab.
„Kostet diese Pfirsiche, Männer Roms!“, rief Julia. „Sie sind so süß wie die Küsse und so samtweich wie die Brüste eurer Liebsten! Sie stammen von den Bäumen, die Lukullus aus Persien mitgebracht hat!“
„Irgendwo habe ich diese Frau schon gesehen!“, fuhr es Arminius durch den Kopf, während er das faserige Fruchtfleisch kostete.
Julia
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Julia
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