Julia

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Leif Larsson

Arminius wusste, dass man sich auf den Festen der Oberschicht hin und wieder zurückzog, um mittels einer Hühnerfeder, die man sich in den Rachen steckte, im überladenen Magen Platz für weitere Köstlichkeiten zu schaffen. Doch die Gastgeberin blieb, von den meisten ihrer Gäste unbemerkt, verschwunden.
Arminius ließ sich Wein nachschenken und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem erotischen Geschehen auf der Tanzfläche. Die Musik war schriller, der Rhythmus schneller und treibender geworden. Die jungen Männer hatten sich in eine Erregung getanzt, die unter dem Lendenschurz deutlich zutage trat. Begehrlich umfassten sie ihre reizenden Partnerinnen an den Hüften, die Blicke begehrlich auf die vor ihren Augen im Takt der Musik wippenden Brüste gerichtet. Der letzte Akt der Darbietung blieb dem Cherusker jedoch verwehrt. Ein Dienstbote war an seine Liege getreten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Arminius stellte den schweren Pokal ab und sah fragend zu Velleius, der ihm aufmunternd zunickte.
„Los, Kleiner!“, forderte er seinen Bruder auf und erhob sich von seinem Lager. „Die Hausherrin verlangt nach uns.“

Der Diener führte die Brüder durch eine schmale Nebenpforte in den von zahlreichen Lampen beleuchteten Trakt des erstaunlich weitläufigen Gebäudes. Er öffnete eine Tür und bedeutete den Cheruskern einzutreten. Er selbst bezog draußen diskret Posten. Vor den staunenden Brüdern lag ein hallenartiger Raum, dessen Wände mit in blau und grün gehaltenen Gemälden von Tritonen, Nereïden, Delfinen, Muscheln und anderen Meeresbewohnern bedeckt waren. Ihnen gegenüber prangte die lebensgroße, schneeweiße Marmorplastik der Venus, wie sie in vollkommener Nacktheit dem schaumbedeckten Wasser entsteigt. Die Mitte des Raumes wurde beherrscht von einem mit glasierten Kacheln gefliesten Bassin, das mit einer weißlichen, fast undurchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war.

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Gedichte auf den Leib geschrieben