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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, tastete ich im Bett vergebens nach Julia. Nirgendwo spürte ich sie. Ich richtete mich auf, rief ihren Namen, erhielt aber keine Antwort. Auch das Badezimmer fand ich leer vor. Mir wurde schnell klar, dass sie bereits aufgestanden und fortgegangen war; vielleicht besprach sie gerade mit Vera und Sven die Ergebnisse ihres Besuches, erklärte ich mir ihre Abwesenheit.
Ich duschte, zog mich an und ging hinunter in die Rezeption des Clubs. Als ich dort niemanden antraf, rief ich Vera auf dem Handy an und erkundigte mich nach Julia. Aber auch Vera konnte sich Julias plötzliche Abreise nicht erklären. Den Banker hatte sie ebenfalls nirgendwo angetroffen.
Vera versprach, in Zürich nachzufragen, was geschehen sei. Sobald sie etwas erfahren hätte, würde sie sich bei mir melden.
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Vera rief erst zwei Tage später an.
Ihre Stimme klang aufgekratzt, erregt, sogar empört. Sie bat mich, sofort zu ihr zu kommen. Bei ihr im Swinger-Club würde ich ‚alles‘ über Julia Bürlis überhastete Abreise erfahren.
Schon an der Eingangstür hörte ich zwei erregte weibliche Stimmen, die durcheinander sprachen, ohne dass die eine Frau der anderen zuhörte.
Ich musste mich erst vernehmlich räuspern, um mich bemerkbar zu machen. „Hast du herausgefunden, wo Julia steckt?“, fragte ich. Vera holte tief Luft und wies mit einer Hand auf die Frau neben sich. „Sie steht genau vor dir: Das ist die richtige Julia Bürli!“
Ich starrte mit offenem Mund auf die Frau neben Vera. Sie war zwar genauso zierlich wie die Frau neulich, war ähnlich gekleidet und trug ihre Haare auch kurz. - Aber diese Frau hatte ich noch nie gesehen.
„Du brauchst gar nicht so ungläubig zu gucken. Sie hat mir ihren Pass und ihre Vollmacht gezeigt.“
„Ich bin sofort von Zürich hierher geeilt, als ich von Vera erfahren habe, dass sich jemand unter meinem Namen hier eingeschlichen hat“, erklärte Julia Bürli.
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