Justine und der feuchte Traum

5. Teil aus "Schwüle Nächte im Urwaldtempel"

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Justine und der feuchte Traum

Justine und der feuchte Traum

Peter Hu

Justine blickte sich ein wenig genauer in der schaurigen Umgebung um. Denn dieser Aura konnte sich auch der nüchternste Mensch nicht entziehen. Es roch modrig feucht; was gewiss auch am verfaulenden Holz und der hohen Luftfeuchtigkeit liegen mochte. Doch so viel wusste die Studentin: Auf den Inka-Pyramiden in Mexiko wurden Menschen geopfert. Und was sie an der Wand gegenüber sah, gleich neben dem Sehziertisch mit seinen wild verstreuten Steinklingen (der schon für sich genommen etwas äußerst schauerliches an sich hatte), waren eindeutig halb vermoderte Holzkäfige. Und in mindestens zwei davon, erkannte sie menschliche Gebeine. Ein Schädel lächelte sie im Lampenschein direkt an. Was blieb ihm auch übrig, als zu lächeln? Er besaß zwei gesunde Zahnreihen; was darauf schließen ließ, dass sein einstiger Besitzer ganz gewiss nicht an Altersschwäche gestorben war...

Der Professor hatte sein Saugen inzwischen eingestellt. Er lallte auch nicht mehr. Sie wusste nicht, ob sie das als gutes Zeichen werten sollte. Zum Glück hatte er seinen Rucksack dabei. Darin befand sich auch ein Notfallpäckchen mit Verbandszeug, Notnahrung und eine Rettungsdecke. Welch ein Segen. Denn der Boden roch zwar tot, strotzte aber, ganz im Gegensatz zu den bleichen Käfigbewohnern, geradezu vor Leben.
Justine bettete ihren hilflosen Patienten fürsorglich auf der Folie, ... und kuschelte sich ganz dicht an ihn. Denn mit den Bodenbewohnern wollte sie keinesfalls kuscheln. Panik half jetzt nicht weiter. Wahrscheinlich brauchte der Forscher nur ein wenig Ruhe, um wieder zu sich zu kommen...
Und Justine brauchte auch dringend Ruhe, um den Schock zu verarbeiten. Plötzlich wurde ihr ganz schwindlig. Dann verlor sie das Bewusstsein. Die Ohnmacht mündete in einen unruhigen Schlaf. Ein Albschlaf voller bizarrer Träume...

Nur geträumt...

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