Kann man Liebe riechen?

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Kann man Liebe riechen?

Kann man Liebe riechen?

Emil Lorenz

„Nein, Kaffee nicht mehr, aber wenn du noch ein Wasser hättest?“ Sie ging in die Küche und ich sah ihr wiederholt auf den Hintern. Ich konnte es nicht abstellen. Unter dieser knallengen Leggings verbarg sich bestimmt ein unglaublicher Körper. Ihre Beine, ihr Po, alles perfekt. Als sie zurückkam, bemerkte ich das Wippen ihrer Brüste unter dem Sweatshirt. Ich hatte das Gefühl, sie mit den Augen ausziehen zu wollen, aber das war nicht meine Absicht, das wollte ich gar nicht. Vanda schien meinen Blick zu spüren, meine Gedanken zu lesen, sie lächelte und sah mich an. Das Glas Wasser stellte sie vor mir ab und setzte sich dann neben mich.
„Ich warte noch auf eine Antwort.“ Sagte sie und trank dabei einen Schluck. Ich wand mich etwas. Ich sah sie an, sah die winzigen Fältchen, die sich um ihre Augen und die Mundwinkel bildeten. Ihre Haare hatte sie inzwischen offen und sie legten sich wie eine Löwenmähne um sie. Diese offenen blauen Augen, die vollen wunderschön geschwungenen Lippen. Die Grübchen in ihren Wangen, wenn sie lächelte, der schmale grazile Hals, der im Sweatshirt verschwand, dessen Kragen aber so viel Platz ließ, dass man ein wenig erahnen konnte, wie es darunter weiterging. Drückten ihre Brustwarzen gegen den Stoff? Ich atmete tief aus, sah sie noch einmal genau an und sagte dann die Zahl, die mir durch den Kopf schoss.
„Ende 30, würde ich sagen, 38, 39 Jahre alt, schätze ich dich.“ Vanda grinste.
„Wie kommst du darauf?“
„Die Zahlen sind mir durch den Kopf geschossen. Du hast ja gesagt, ich soll mich gehen lassen.“ Grinste ich nun etwas besser gelaunt zurück. Die Unterhaltung fing an, mir Spaß zu machen.
Sie verdrehte belustigt die Augen.
„Ich werde nächstes Jahr 46.“ Meinte sie dann. „Also gar nicht mal so weit weg von deinen“, sie wiegte den Kopf leicht hin und her und legte einen Zeigefinger nachdenklich an ihre Oberlippe, „sagen wir 52?“
Volltreffer, ich riss überrascht die Augen auf.
„Ich werde meistens etwas jünger geschätzt, aber ja, es stimmt, ich bin 52.“
„Du hast dich eben gut gehalten. Kein Bauch, kein Speck, kein fetter Hintern und sonderlich grau bist du auch noch nicht. Und deine Gesichtsfarbe lässt auch nicht den Schluss zu, dass du nur vor dem Fernseher hockst.“ Sie lächelte wieder ihr entwaffnendes Lächeln und wurde im nächsten Augenblick aber wieder ernst. „Einzig an deinen Augen sieht man, wie unglücklich du bist, wie einsam.“ Sie beugte sich etwas nach vorn und sah mir tief in die Augen. „Und deshalb frage ich dich noch einmal, riechst du mich denn nicht?“

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