Ich gehe wieder vor die Wohnungstür, sammle die Schokoküsse und das Kärtchen ein und stelle erst mal alles in die Küche. Schokoküsse. In der Schweiz nannte man sie früher Mohrenköpfe. Heute würde man für diesen Terminus gelyncht von der Woke Community – und zwar gleich mehrfach. Ich atme tief durch. „Sebastian“, sage ich leise vor mich hin „Sebastian“. Gar nicht mal so übel, der Name. „Sebastian, was kochen wir heute“? „Sebastian, wie wäre es mit einem Waldspaziergang?“. „Sebastian, bis Du noch wach?“ „Sebastian, es ist zwar Mitternacht... aber ich bin dermassen geil...“ „Sebastiiiiihhhh“. Ich schäme mich ein wenig für meine Gedanken, gehe ins Bad, richte mein Haar und knöpfe meine Bluse auf. Doch, ganz ordentlich, diese Karin-Titten.
Vor dem Einschlafen frage ich mich, ob ich das Richtige getan habe. Schokoküsse. Ts. Ts. Ts. Schokoküsse vor der Wohnungstür einer wildfremden Frau. Wie weit ist es mit mir gekommen? Myriam... Du Schl... Wie. Weit. Ist. Es. Mit. Mir. Gekommen. Wie. Weit. Hast. Du. Es. Mit. Mir. Kommen. Lassen.
Ich berühre meinen erigierten Schwanz. Stelle mir diese Karin im 3. Stock vor, ihre blonden Löckchen, ihre Bibliothekarinnenbrille. Karin, splitternackt neben mir, aber die Brille hat sie noch an. Kaum zu überbietende Erotik. Ich wende mich ihr zu, küsse sie zärtlich auf den Mund.. umarme mein Kissen... und spritze kurz darauf in ein Papiertaschentuch.
Zwei Wochen vergehen, und weil mein Job als Lehrer derart anstrengend ist, habe ich Karin aus dem 3. Stock beinahe vergessen. Doch da. Vor meiner eigenen Wohnungstür. Ein Kärtchen. Mit zarter, weiblicher Handschrift. „Lieber Sebastian. Deine kleine Überraschung hat mich sehr gefreut. Falls Du mal einen Tee möchtest – komm doch einfach vorbei. Meine Telefonnummer lautet XXX XXX XX XX“. So unkompliziert. So viel versprechend. Und... igendwie... so geil. Dabei muss gesagt sein, dass ich mit platonischen Beziehungen zu Frauen bestens klar komme.
Karin badet
schreibt Huldreich