Kathrin stand auf einem Fußschemel, um die Bohnendosen einzuräumen. Unter ihrem weißen Kittel sah ich die hübschen Beine, auf deren Rückseite ich die entzückende Naht ihrer Nylons erblickte. Wir hatten einen Volksempfänger auf dem Tischchen stehen. Es lief “Skandal im Harem“, das einen recht anstößigen Text hatte. Ich bemerkte, dass das Fräulein Kirsch rot wurde, als da von den “weinenden Eunuchen und der verschollenen Lieblingsfrau des Sultans“ gesungen wurde. Die swingenden Klänge reizten das Fräulein aber auch zu kreisenden Hüftbewegungen, die man jedoch nur bei genauerem Hinsehen erkennen konnte. Ich pfiff den Refrain mit, worauf mir Kathrin ihr goldigstes Lächeln schenkte.
Nach diesem Gassenhauer näselte Theo Lingen. Ich suchte einen anderen Sender, womit Kathrin einverstanden war. Statt “Theodor im Fußballtor“ hörten wir Frank Sinatra, der auf den amerikanischen Radiostationen rauf und runter gespielt wurde. “I’ve got a crush on you“ gefiel uns jungen Leuten besser als das markante Organ des beliebten, deutschen Komikers. Ich nahm meinen Mut zusammen, um Kathrin zu fragen: „Möchten sie tanzen, Fräulein Kirsch?“ Sie errötete noch mehr und ich fand es allerliebst. „Aber Konrad – wir sind doch auf der Arbeit!“, wandte sie ein. Ich nahm einfach ihre Hand, worauf sie von ihrem Schemel herabstieg. Nun war ich froh, dass ich noch den Tanzkurs absolviert hatte, ehe ich in die Kaserne einrücken musste. Ich legte meine Hand auf Kathrins unteren Rücken, um dann Franks schmelzender Stimme zu folgen. Kathrin bewegte sich anmutig. Sie hätte auch auf dem Wiener Opernball tanzen können, wogegen ich eine schlechtere Figur abgab. Trotzdem kamen wir uns näher. Das Fräulein Kirsch stieß einen kleinen Seufzer aus, der womöglich meinen Berührungen geschuldet war. Ich konnte ja eine gewisse Erregung nicht verhehlen, die für Kathrin bestimmt zu spüren war.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.