Kavalier & Gigolo

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Kavalier & Gigolo

Kavalier & Gigolo

Abdullah Quasseem

Nur an ihrer Nase hätte ihr „Dad“ eine kleine Korrektur vorgenommen. Alles andere sei echt, „100% Bio“, meinte sie. Die Klinik ihres Vaters sei schon ganz gut, aber es sei überhaupt nicht nötig, irgendetwas an ihr herumzuschnippeln, da gäbe es sowieso nichts zu verbessern, wie sie selbstbewusst sagte und dabei lachte, jedenfalls bis jetzt nicht. „Und irgendwann sehen die doch alle aus wie Donatella Versace. Da hab‘ ich null Bock drauf“, ergänzte sie noch.
Sie hatte wirklich einen (nicht übertrieben großen) Traumbusen, aufregend lange Beine und den süßesten Apfelarsch, den man sich an einer Frau nur wünschen konnte. Alwin war intelligent und nicht ungebildet, stammte aber aus einfachen Verhältnissen. Sie hingegen war in der sogenannten besseren Gesellschaft zuhause und brachte ihm bei, wie man sich verhalten musste, um vom Publikum in den Hotels als ihresgleichen akzeptiert zu werden, gab ihm wertvolle Styling Tipps und klärte ihn über alle Do’s and Don‘t’s auf. Mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt ließ sie sich einen Kaffee oder ein Gläschen Champagner (nicht irgendeinen, sondern den richtigen) am Platz servieren und zeigte ihm, wie man auftreten musste, um vom Personal respektiert zu werden und es sich gleichzeitig gewogen zu halten.

Ein paar Mal hatten sie auch miteinander geschlafen. „Zum privaten Vergnügen …“, wie sie sagte, „das brauchen wir schließlich auch ab und zu.“ Eine Beziehung verband sie deswegen aber nicht, vielleicht eine Freundschaft oder – besser noch – eine Art Schicksalsgemeinschaft. Sie konnten ehrlich über alles reden, mussten sich nichts vorspielen, nichts voreinander verheimlichen und zuweilen tat es auch einfach nur gut, wenn man jemanden hatte, mit dem man mal über die Eigentümlichkeiten der Kundschaft und die kleineren und größeren Unannehmlichkeiten des Jobs ablästern konnte.

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Gedichte auf den Leib geschrieben