Sie tauschten ihre Telefonnummern und verabredeten sich schon kurz darauf in eben dem First-Class-Hotel, in dessen Sauna er gerade mit Bettina saß.
Die Damen, fast ausnahmslos in einem Alter um die 50, waren von seinen „außergewöhnlich großen Fähigkeiten“ rundum begeistert. Er hatte bald ein paar Stammkundinnen und wurde herumgereicht.
Marlies lud ihn im folgenden Jahr für zwei Wochen nach Mauritius ein. Sie übernahm alle Ausgaben und gewährte ihm darüber hinaus 10.000 Euro „als Honorar für persönliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung“. Sie wolle auch mal wissen, wofür sie das ganze Jahr so hart arbeite und sich mal was Gutes gönnen und er sei genau das, was sie brauche. Sie war unersättlich. „Du bist der beste Stescher, den isch kenn‘“, bescheinigte sie ihm aber am Ende des Urlaubs, „isch fühl‘ misch wie neu. Jetz‘ kann isch wieder voll los. Voll uf die Zwelf.“
Sonst fanden die Treffen sehr oft in Hotels mit Wellnessangebot statt und er lernte schnell, dass die Spas der Nobelhotels seiner Heimatstadt ideale Fanggründe zur Eroberung wohlhabender, reiferer und sexuell unerfüllter Damen waren. Er musste meist gar nicht viel tun, um mehr oder weniger diskrete Angebote zu erhalten. Bald erhöhte er seinen Tagessatz auf 1.500, manchmal bis 2.500 Euro, abhängig vom Schwierigkeitsgrad (d.h. Alter und Aussehen seiner Klientinnen) und Dauer und Umfang seiner Einsätze. In der Regel wurde dies ohne lange Diskussionen akzeptiert.
In kurzer Zeit entwickelte er nicht nur einen sicheren Instinkt für Frauen, die für seine Dienste empfänglich waren, sondern auch für „Kolleginnen“, also Frauen, die wie er in teuren Hotels nach solventen Kunden Ausschau hielten. Es gab solche, die er auf den ersten Blick erkannte. Sie gaben sich meist einen Tick zu verführerisch, trugen ihr Make-up einen Tick zu dick auf und wirkten zuweilen einen Tick zu bemüht, den Eindruck zu erwecken, sie bewegten sich ganz natürlich in ihren angestammten Kreisen.
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