Kein Freispruch für Babette

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Kein Freispruch für Babette

Kein Freispruch für Babette

Andreas

Die Flasche Mineralwasser ist leer. Ich verlasse das Bett, ohne André dadurch aufzuwecken. Ich ziehe sein Hemd über, dessen Länge gerade ausreicht, um damit in die Küche eines fremden Mannes zu gehen. Auf Zehenspitzen stehle ich mich davon, taste mich durch die Dunkelheit. Die Küche liegt am anderen Ende des breiten Flurs. Die Taschenlampe meines Handys hilft mir, dass ich dort unfallfrei ankomme. Ich bin ganz leise, öffne die Tür nur zögerlich. Roland hat eine Wohnküche, die genug Platz bietet, um dort etliche Gäste bewirten zu können. Heute ist sie verwaist, denn außer mir ist niemand zu sehen. Ich schalte das Licht über dem Herd an, da ich keine Lust habe mich irgendwo anzustoßen.
Der Kühlschrank ist prall gefüllt, trotz seiner beachtlichen Größe. Ich schnappe mir eine Flasche Wasser, stelle sie auf dem Esstisch ab. In einem der unzähligen Hängeschränke finde ich endlich ein Glas. Nachdem ich es gefüllt habe, setz ich mich an den Tisch. Die Designer-Stühle sind wirklich bequem. Mein empfindsamer Po dankt es ihnen. Ich schau mich um: Das gesamte Interieur beweist einen guten Geschmack. Alles sieht edel und teuer aus, der sicher nicht kleinen Pension eines Richters angemessen. Rolands verstorbene Frau muss ein Faible für englische Landhäuser gehabt haben. Nicht nur die Wohnküche ist in diesem Stil eingerichtet. Auch die anderen Zimmer, die ich bisher sah, erinnern an britisches Understatement. Ein Geräusch unterbricht meinen Gedankenflug. Jemand öffnet eine Tür, macht das Licht im Gang an. Mein Herz klopft wie verrückt! Zu meinem Erstaunen hoffe ich, dass es nicht André ist, sondern ein anderer. Schritte kommen näher, während ich mich an meinem Glas Wasser festhalte. Dann geht die Tür endlich auf. Roland steht vor mir!

Er wirkt gar nicht überrascht, ob der Frau im kurzen Männerhemd. Der Richter ist angemessener gekleidet. Sein schlanker Körper steckt in einem grauen Pyjama, der mit seiner Haarfarbe harmoniert.

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