Man sieht, dass er Mitte sechzig ist, gar keine Frage. Dennoch geht eine vitale Jugendlichkeit von ihm aus, der das Alter nichts anhaben konnte. Er lächelt mir zu, nimmt sich auch ein Glas. Ich ziehe an meinem Hemd, das wirklich sehr kurz ist. Im Sitzen bedeckt es gerade das Nötigste. Roland lässt sich neben mir nieder, füllt wortlos sein Glas. Er prostet mir zu, trinkt fast alles aus. Seine Anwesenheit macht mich nervös. Er scheint immer gelassen zu sein, handelt in jeder Situation souverän. Hab ich das Hemd ausreichend zugeknöpft? Die Nippel zeichnen sich sicher darunter ab.
Ich breche das Schweigen, das mich ganz kirre macht. Ich deute auf das Mineralwasser.
„Ich habe mich einfach bedient. Irgendwie kann ich nicht einschlafen, obwohl ich echt müde bin!“
Rolands Hand streicht über sein Kinn. Seine Stimme klingt angenehm, obwohl ein dunkler Ton in ihr liegt. „Sie sind mein Gast, Babette! Wenn Sie etwas brauchen, greifen Sie einfach zu. Ich finde auch keine Ruhe. Der Abend hat mich sehr berührt, vor allem Sie!“ Was sich wie eine Floskel anhört, ist ernst gemeint. Ich fühle es in mir, kann es in seinen müden Augen lesen. Ich kann nicht anders, nehme seine Hand in die meine, drücke sie leicht. „Ich weiß, was Sie meinen! Sie haben mir geholfen einen großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Vielleicht finden es manche Leute lächerlich, aber für mich ist es das nicht. Ich habe mir immer gewünscht, dass jemand wie Sie dabei zusieht…“
Sein Händedruck ist kräftig, als wolle er mich bestätigen. Er versteht mich, ist wohl vom selben Stern. Ich fühle mich stark zu ihm hingezogen, während André alleine in seinem Bett schläft.
„Babette, sollen wir uns nicht einfach duzen? Ein solch intimes Erlebnis zu teilen, das erlaubt keine Förmlichkeit. Mir ist schmerzhaft bewusst, was in Dir vorgeht. Dein Verlangen nach liebevoller Bestrafung kenne ich nur zu gut. Darf ich fragen, wie es Deiner Erziehungsfläche geht?
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