Da hatte Rotkerbchen sich auch schon die Beine rasiert, und ihr kurzes, scharfes Jagdröckchen übergestreift.
„Weidmanns Heil“, ...wünschte ihr der Wolf zum Abschied, ...und war auch schon im Wald verschwunden. Denn er hatte gerade die Witterung von ein paar verdammt scharfen Artgenossinen aufgenommen. Hier und da ein wenig Exotik, war ja ganz nett. Aber was war das schon gegen eine so richtig ranzige Wölfin? Wir wollen hier lieber nicht weiter ins Detail gehen...
*
...Rotkerbchen war noch nicht weit gewandert, als sie mitten im Wald von einem ausnehmend hübschen Jüngling angesprochen wurde.
...„Schönes Fräulein, meine Sanduhr ist stehengeblieben. Könntet ihr mir vielleicht sagen, was die Stunde geschlagen hat?“ ...säuselte er zuckersüß.
Rotkerbchen wurde schon feucht im Schritt. Denn schließlich war es Frühling. Doch da gedachte sie der warnenden Worte ihrer Hexenfreundin Barbarella Birkenstock. Die kannte sich aus, was die tückischen Gefahren des Märchenwaldes anging.
„Laß dich nicht von fremden Männern ansprechen! Und schon gar nicht, wenn sie dich vom rechten Pfad herunter locken wollen!“ ...echote die Warnung durch Rotkerbchens Kopf, als würde die süße Lesbe direkt hinter ihr stehen.
Er war einfach zu schön, um wahr zu sein. Auch stand er zwei Schritte neben dem Weg; ...was ihn schon mächtig verdächtig machte.
Dazu: ‚Wer trägt schon eine Sanduhr mit sich herum? Und wie sollte die stehen bleiben?‘ Rotkerbchen war zwar hübsch, aber auch ziemlich clever...
Beherzt griff das Mädchen in seine Rocktasche und öffnete das Döschen mit dem „Wahrheits-Niespulver“, welches ihr Barbarella zur Sicherheit geschenkt hatte. Eine winzige Priese nur, ließ sie in ihre Handfläche rieseln.
Das Mittel verfehlte seine Wirkung nicht...
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