Kenias Strände

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Kenias Strände

Kenias Strände

Anita Isiris

Es gab sie tatsächlich, die kleinen Hütten mit einem schwelenden Feuer in der Mitte, freundliche, lachende Menschen, bettelnde Kinder und schnöde Minolta-Touristen. Bittere Armut fehlte aber, und sie konnte relativ unbehelligt auch mal allein einen Einkaufsbummel unternehmen. Sie teilte ein kleines Zimmer mit Tanja; eine Tür zum Schlafgemach von deren Vater gab es nicht; lediglich ein Fliegenvorhang trennte die beiden Räume. Wenn Claudia sich umzog, achtete sie sorgsam darauf, dass Herr Rusterholz ihr dabei nicht zusah. Tanja war in dieser Beziehung offenherziger und nahm die Blicke ihres Vaters gelassen. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass sich sogar die Haut veränderte: Lotions waren nicht notwendig, das Haar schuppte nicht - und auch Pickel verschwanden wie von Zauberhand. Gewaschen wurde am Brunnen mit dem spärlich fliessenden Wasser - „erst die Mädels, dann der Alte“, wie Herr Rusterholz im Spass oft sagte. Klar hatte er längst ein Auge auf Claudia geworfen, doch diese ahnte nichts. Auch von den heimlichen Unterredungen zwischen Tanja und ihrem Vater bekam sie nichts mit. Unbeschwert wusch sie sich am Brunnen, halbnackt, während Tanjas Vater sie von seinem Zimmer aus beobachtete. „Ihre Brüste sind etwas klein, Tanja, ich weiss nicht, ob die hiesigen Männer das mögen“, bemerkte er eines Tages sachlich. „Irgendeiner wird die Schlampe schon ficken“, sagte diese leichthin, während sie sich vor ihrem Vater unter den Armen rasierte. „Red’ nicht so!“ wies er seine Tochter zurecht - „red’ nicht so!“

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