Keramikkurs

Nach einer gefühlten Ewigkeit richte ich mich langsam auf. Mir ist inzwischen kalt. Meine Beine sind schwach und zittern etwas. Ich stelle die Dusche nochmal kurz an, diesmal sehr warm. Danach öffne ich die Kabine, angele mir mein großes Badetuch und wickele mich darin ein. Ich gehe sehr langsam zu meinem Schlafzimmer, lasse mich auf das große Bett fallen und schließe kurz die Augen. Anschließend rappele ich mich hoch, gehe zum Kleiderschrank und hole ein schwarzes Negligé heraus. Mehr brauche ich nicht, ehe ich in die Küche tappe. Mein Magen knurrt, ich muss mal was essen. Müsli, Milch – das muss reichen. Und ein Becher Tee. Während der Wasserkocher läuft, sammele ich im Flur meine Kleidungsstücke auf. IN der Jeanstasche ist seine Visitenkarte. Die nehme ich heraus, gehe wieder in die Küche und gieße den Tee auf. Mit halber Aufmerksamkeit kaue ich Müsli, überlege hin und her. Als die Schüssel leer ist und der Tee ausgetrunken, suche ich mein Handy im Flur und tippe dann mit zitternden Fingern die Nummer von der Visitenkarte in meine Kontaktliste ein. Ich speichere, wechsle zu Whats App und starte eine Nachricht. Die lösche ich gefühlt zwanzig Mal. Komme mir komplett blöd vor.
Wie spät ist es? Bald 21 Uhr. Das geht noch. Ich lösche meinen Versuch, atme tief ein und drücke den Anrufbutton. Nach dem zweiten Klingeln meldet er sich: „Hallo? Hier ist André.“ – Ich bringe kein Wort heraus. Räuspere mich. Dann lege ich auf. Fuck Fuck Fuck. Ich starre mein Handy an, da klingelt es. Er ruft zurück. Ich schlucke zweimal, dann hebe ich ab. „Hallo, hier ist Anna.“
„Hi. Schön dich zu hören“, klingt seine tiefe Stimme zurück.
„Ja, finde ich auch. Ich .. hab an dich gedacht. Gebe ich zu.“
„Aha… und was?“
Oh … ertappt. „Ähm.. also. Das erzähle ich mal wann anders.“
Mist … ehe mir eine gute Antwort einfällt, fragt er schon: „Sollen wir uns morgen treffen? Ich habe frei. Und ich würde dich gerne sehen.“