Keramikkurs

„Ihr müsst Kati und Anna sein, richtig?“
Wir nickten und lachten. Er kam auf uns zu, gab jeder von uns die Hand und wies auf die Arbeitsplätze.
„Sucht euch einfach einen Platz aus. Wenn die anderen gleich da sind, erkläre ich euch alles Schritt für Schritt. Möchtet ihr vorher noch was Trinken, Kaffee oder Tee?“
Ich nahm einen Kaffee, Kati einen Tee.
„Bin gleich wieder da“, antwortete er und ließ uns allein in dem Raum, die Tür leicht geöffnet.
Wir sahen uns an: Wow! Das versprach aufregend zu werden! Wir setzten uns nebeneinander an zwei Plätze und überbrückten den Moment mit Vermutungen und Bestaunen über das Atelier. Dann ging die Tür wieder weiter auf, man hörte schon vom Flur mehrere Stimmen, dazwischen die tiefe von André: „Ja, da sind wir.“
Er trat mit vier anderen jungen Frauen ein, die ebenfalls teilnehmen wollten. In seinen Händen hielt er unsere Heißgetränke, die Frauen hatten sich scheinbar schon selbst versorgt auf dem Weg zum Raum.
„Schön, dass ihr alle da seid“, sagte André in unsere Runde. „Wir sind heute sechst bzw. mit mir sieben. Ich erkläre euch gleich den Ablauf und zeige euch die ersten Schritte mit dem Ton. Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit Ton oder an der Drehscheibe?“ Alle schüttelten die Köpfe.
„Okay, das ist gut, dann seid ihr alle auf dem gleichen Wissensstand. Ihr könnt gerne erst einmal hier an das Ende herumkommen und mir zuschauen, dann dürft ihr selbst probieren und ich gehe reihum und helfe euch bei Bedarf.“
Seine Stimme klang im großen Raum noch tiefer. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn leicht von der Seite musterte, die Schulterpartie und für mich immer wichtig: die Hände. Nicht zu zartgliedrig, nicht zu grob, irgendwie praktisch und doch mit Gefühl in den Fingern. Außerdem ließ ich meinen Blick zu seinen Ringfingern wandern: kein Ring, kein Schmuck, kein sichtbarer Abdruck von der Sonne. Ich musste innerlich lächeln und schüttelte über mich den Kopf.