Keramikkurs

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Keramikkurs

Keramikkurs

Solveig Raun

„Warte mal, du bist zu schnell. Du solltest es langsamer angehen lassen.“
Ich nahm meine Hände vom Ton, reduzierte mit dem Pedal die Geschwindigkeit. Doch der Ton eierte irgendwie herum.
„Darf ich?“, frage er kurz und hatte seine Hände schon im Eimer nass gemacht und dann am Ton.
„Schau mal, so, ganz langsam, hoch und runter, mit den Ballen der Hand leicht drücken. Wenn du zu doll machst, wird es zu hoch und du musst mit der anderen Hand dann von oben nach vorne drücken. So“, zeigt er mir. „Jetzt du.“
Seine Nähe machte mich nervös, ich hörte seinen Atem und spürte seine Präsenz unheimlich intensiv hinter mir. Hoffentlich wurde ich nicht rot. Das passierte mir leicht. Ich fokussierte mich auf den Ton, irgendwie stimmte mein Winkel wegen der Aufregung nicht. Da legte er einfach seine Hände auf meine und führte sie ruhig und ganz sanft gegen den Ton. Innerlich erstarrte ich. Oh Gott. Andere Bilder tauchten in mir auf, mein Kopf schickte mir Gedanken. Ob er auch sonst mit seinen Händen so geschickt ist? Wie sich das wohl auf mir anfühlt? Was er wohl sonst noch mit seinen Fingern anstellen kann? Ehe ich tiefer in diese Art von Fantasie eintauchen konnte, nahm er seine Hände von meinen und tat, als wenn nichts wäre. Er ging weiter zur nächsten Teilnehmerin. Korrigierte auch da wie bei mir. Ganz selbstverständlich. Ich schüttelte über mich den Kopf, schimpfte mich selbst aus. Starrte auf die Abbildungen, sprach kurz mit Kati, um mich abzulenken. Es funktionierte. Den Rest des ersten Teils vom Kurs kam ich ohne Unterstützung von André aus.
Nach fast der Hälfte machten wir eine Pause. „Ruht euch und eure Hände mal aus, das ist auch wichtig“, sagte André ruhig und bestimmt zur Gruppe. „Wir lüften auch mal kurz, das macht dem Ton nichts. Ich bin mir sicher, euch wird die Luft auch guttun. Das war schon sehr gute Arbeit für das erste Mal. In einer Viertelstunde machen wir weiter.“

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