Ich hatte mich seit mehreren Wochen auf diesen Samstag gefreut. Zusammen mit einer Freundin wollte ich in die Nachbarstadt fahren und dort an einem Anfängerworkshop für Keramik teilnehmen. In gut drei Stunden konnte man die ersten Schritte lernen, wie man mit einer Drehscheibe umgeht. Meine Erwartungen waren nicht allzu hoch, ich hoffte auf nette Leute und eine gute Atmosphäre. Bereits im Auto hatten wir viel Spaß, hörten Musik und tauschten uns über alles Mögliche aus. Vom Parkplatz zur Werkstatt waren es noch gut zehn Minuten Fußweg, den wir schnell zurücklegten.
Von außen wirkte das Gebäude eher unscheinbar, ein breites Schild über dem Haupteingang nannte es „Kreativoase“ und ließ viel Raum für Interpretation. Nachdem wir die schwere Eingangstür aufgestoßen hatten, standen wir in einem großen Vorraum. Dort begrüßte uns eine Frau, die sich als Michaela vorstellte und nach unserem gebuchten Kurs fragte. Sie hakte irgendwas auf einer Liste ab und verwies uns mit einem Lächeln einen Flur entlang auf der linken Seite zu einer breiten Tür. Wir öffneten diese und mir stockte beim Eintreten der Atem. Wir standen mitten in einem riesigen Atelier, das durch eine breite Fensterfront zur Gartenseite des Gebäudes hell durchflutet wurde. In der Mitte des Raumes waren etwa zehn Arbeitsplätze mit Hockern und großen Schüsseln davor angeordnet. An jedem Platz war eine metallene Drehscheibe in der Mitte der Schüssel befestigt, kleine Eimer mit Wasser standen daneben. An den beiden Seitenwänden des Raumes waren hohe Regale aus hellem Holz angebracht, darin standen die unterschiedlichsten Keramikstücke: Tassen, Teller, Schalen, Gefäße für diverse Flüssigkeiten oder Vasen für Blumenschmuck. Dazu unterschiedlich glasierte Stücke, die im hellen Licht glänzten. Die hohe Decke mit breiten, hellen Holzbalken rundete den offenen Eindruck ab.
„Herzlich willkommen zu meinem Kurs, ich bin André“, ertönte da aus der hinteren Ecke des Raumes eine tiefe Stimme. Mir lief sofort eine Gänsehaut über die Arme und den Rücken. Wow, was für eine Stimme. Meine Freundin und ich schauten in die Richtung und sahen André, der hinter einem Regal hervorgetreten war. Er war ziemlich groß, trug eine schwarze Schlaghose, dazu ein schwarzes T-Shirt und hatte dunkelbraune Haare mit einem Drei-Tagebart um das markante Gesicht. Ich fand ihn auf Anhieb sympathisch und sehr attraktiv.
Keramikkurs
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