Kevin und die Künstlerin

81 20-32 Minuten 0 Kommentare
Kevin und die Künstlerin

Kevin und die Künstlerin

Sven Solge

„Hallo!“, sagte er und meinte dann: „Sie sind also die Künstlerin, die meinen Sohn so verzaubert hat, dass er jetzt auch Maler werden will.“    
Regine hatte sich erhoben, wischte sich die Hände an einem Lappen ab und stellte den Pinsel ins Wasser, damit er nicht eintrocknete. „Ich komme runter!“, sagte sie überflüssigerweise, als sie schon auf der Leiter stand.
Kaum hatte sie die letzte Sprosse verlassen, umklammerte sie Kevin und presste sich an sie.
„Oha, da haben sie aber eine Eroberung gemacht!“, sagte Kevins Vater und reichte ihr die Hand.  
„Ich bin Bertram, mein Sohn hat jeden Tag auf sie an der Promenade gewartet. Nicht mal der Regen und der Sturm hat ihn davon abgehalten, nach draußen zu gehen. Ich musste ihn förmlich zwingen reinzukommen. Dabei hatten wir am Wochenende, wie gewöhnlich bei schlechtem Wetter, volles Haus. Bis ihm heute Morgen beim Frühstück wohl plötzlich einfiel, dass sie ihm gesagt hätten, wo sie arbeiten und er sich dort ein großes Bild anschauen kann.“
Regine war von der Offenheit von Kevins Vater sehr angetan.
„Ja stimmt, das hatte ich ihm gesagt. Er wollte so gerne das fertige Bild sehen, von dem ich die Skizze gemacht hatte. Da ich aber aus Hannover komme und nur hier ein paar Wochen arbeite, würde das nicht gehen. Deshalb hatte ich ihm den Tipp mit dem Kurhaus gegeben.“
Kevin der ihr Gespräch aufmerksam verfolgte, sagte plötzlich: „Papa und ich wollen jetzt Eis essen gehen, kommst du mit?“ Dabei legte er seine kleine Hand in ihre und zog sie förmlich Richtung Eingangstür.
Regine bremste ihn etwas. „Ich komme gerne mit, wenn dein Papa das auch möchte!“ Bertram schmunzelte leicht, noch nie seit dem Tod seiner Mutter hatte Kevin einer anderen Frau seine Zuneigung so deutlich gezeigt.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn sie der Einladung meines Sohnes folgen würden!“, sagte er etwas gestelzt, verzog dabei aber seine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln.
„Dann komme ich gerne mit, so eine nette Einladung kann ich natürlich nicht ablehnen! Ich muss aber erst meine Pinsel säubern und die Farben abdecken, damit sie nicht eintrocknen! Wartest du einen Moment auf mich?“ Dabei hatte sie sich vorgebeugt und Kevin die Hand auf den Kopf gelegt. Der strahlte über das ganze Gesicht.
„Darf ich auch mal da oben rauf und mir dein Bild von Nahem ansehen?“
Überrascht schaute Regine Bertram an und als der nickte, sagte sie zu Kevin: „Aber nur wenn du oben meine Hand nicht loslässt und auch alleine die Leiter rauf und wieder runter klettern kannst!“
Kevin nickte eifrig und wollte schon zur Leiter gehen, doch Regine stoppte ihn: „Lass mich mal vorgehen und ich helfe dir dann, wenn du oben ankommst.“
Als Regine sich oben umdrehte, war Kevin schon die halbe Leiter hochgeklettert, aber Bertram stand hinter ihm, dabei schaute er Regine so intensiv an, dass ihr ganz warm ums Herz wurde. Sein Blick verriet Erstaunen, Wärme und Ungläubigkeit? Scheinbar war er vom Verhalten seines Sohnes überrascht worden.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7140

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben