Der Dritte im Bunde, ein hochgewachsener Typ mit richtig kurzem Kurzhaarschnitt, hängt etwa hundert Meter hinter uns. Der Mann neben mir sieht gut aus. Ich versuche mich im Smalltalk.
Ich: „Was ist denn mit dem Kollegen da hinten los?“
Ron: „Nick? Hmm... Hat schlechte Laune.“
Ich: „Wie, schlechte Laune?“
Ron: „Ärger mit der Staatlichkeit.“
Ich: „Ein Faschist?“
Ron: „Wie?“
Ich: „Na die abrasierten Haare... Ist er rechts?“
Ron: „Ach so, nee, ist er nicht. Hat morgen ’nen Drogentest. MPU und der ganze Mist.“
Schweigen. Ich sollte öfters mal die Fresse halten.
Ron: „Du denkst wohl auch, hier laufen nur Nazis rum?“
Ich: „Nicht wirklich. War wohl unhöflich, sorry.“
Ron: „EY, NICK! DIE ISCHE WILL WISSEN, OB DU ‘N FASCHO BIST! WEGEN DER GLATZE!”
Nick: „NEE, SCHEISS DROGENTEST MORGEN!“
Ich überlege gerade, ob eine Horde Wildschweine vielleicht nicht doch die bessere Alternative wären... Nick schließt auf.
Nick: „Wieso denkst Du denn, daß ich ’n Fascho bin?“
Ich: „Tut mir leid, bist Du nicht, weiß ich jetzt. War eine dumme Frage.“
Nick: „Und da dachteste Dir, so ein Ossi mit ’ner Glatze, das ist ein Nazi, oder wie?“
Oh Mann, wie anstrengend...
Ich: „Kann schon sein... Aber so ganz ohne Vorurteile bist Du auch nicht, oder?“
Nick: „Na hör mal, für Euch Wessis gibt’s doch hier nur Faschos, verkappte Kommunisten und Arbeitslose.“
Ich: „Ich bin aber auch aus dem Osten.“
Nick: „Ach nee.“
Ich: „Ja, doch. Gleich der nächste Landkreis.“
Beide: „Hmm.“
Ron: „Na das ist ja noch schlimmer.“
Tolle Wurst. Ich hätte den Meßpunkt als nicht auffindbar eintragen sollen. Den suchen wir doch ewig. Vor allem bei diesem Teamwork.
Nick: „Und ich seh so echt aus wie ein Nazi?“
Manchmal sollte ich einfach nicht aufstehen.
Ich: „Nein, Mann, ich nehme alles zurück, vergiß es einfach.“
Nick: „Na, nee, geht nicht, Du hast mich ja gesehen und Dir anscheinend gleich gedacht, hey Mann, das ist ein Faschist...“
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