Kissenschlacht

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Kissenschlacht

Kissenschlacht

Anita Isiris

Der Fluss mit seinen Sirenen lockte, Sven überlegte sich kurz, sich selbst ein Ende zu setzen – aber er war kein Werther. Zudem hatte er nicht die erste Trennung hinter sich und wusste insgeheim, dass Menschen, waren sie einmal auseinander gegangen, auch wieder zusammenfinden konnten. Er liess zwei Wochen verstreichen, Wochen, in denen er sich Abend für Abend in seinem Kopfkissen festbiss, davon träumend, wieder einmal Sirits Wärme zu spüren.

Dann war da jener verhängnisvolle Sonntagabend. Es war November, und es wurde 19:00 Uhr. Sven hatte am folgenden Montag für sich Home Office geplant – somit einen Arbeitstag, an dem er ohne Weiteres auch erst um 10:00 Uhr seine Arbeit als Vikar aufnehmen konnte. War es sein tiefer Glaube, der die lebenslustige Sirit abgeschreckt hatte? Sven mochte sich dazu keine Gedanken machen, aber es war sicher auch seiner Religiosität und seiner hohen Moral zuzuschreiben, dass er mit der damals 18jährigen zwar Zärtlichkeiten ausgetauscht und ihren Körper erkundet hatte, es aber bisher nicht zum Geschlechtsverkehr gekommen war. „Hebe Dir „das Eine“ für später auf“, hatte sein Vater immer gesagt, „verdiene erst einmal Deinen Lebensunterhalt, dann darfst Du daran denken“. Sven hatte diesen Rat beherzigt und hätte Sirit Zeit gelassen. Nun stand er trotzdem vor verschlossener Tür und verschlossenem Herzen.

Sven zog sich seinen Anorak über und trat in die kalte Winternacht hinaus. Die Hände schob er tief in die Taschen, blickte zum Mond hoch und machte sich zu Fuss auf den Weg hinunter zum Hexenturm. Warum er das tat, hätte er nicht zu sagen vermocht. Er hatte keinen konkreten Plan, und keinesfalls wäre es ihm in den Sinn gekommen, Sirit zu bedrängen – schon gar nicht so spät am Abend. Beim Hexenturm angelangt, waren es nur wenige Schritte zu Sirits kleinem blauem Haus. Wie von einem Magneten fühlte Sven sich angezogen – zudem brannte Licht.

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