Kissenschlacht

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Kissenschlacht

Kissenschlacht

Anita Isiris

Sirit war Svens grosse Liebe. Kennengelernt hatten sich die beiden unten am Fluss, beim Hexenturm. Sirit hatte auf der frisch gestrichenen Bank ausgeruht, Sven war an ihr vorbeispaziert – und hatte den Blick nicht mehr von ihr lösen können. Gleichzeitig mochte er die junge Frau nicht aus ihrer Kontemplation erlösen – Sirits Blick war verträumt, sie liess ihn über den blaugrünen Stadtfluss gleiten. Dann hatte Sven sich ein Herz gefasst, war umgekehrt und hatte sich neben sie gesetzt. Noch immer roch es nach frischer Farbe, was Sven aber kaum wahrnahm. Er hatte sich soeben zur Frau seiner Träume gesetzt. Blonde Locken fielen Sirit über die Schultern, sie trug einen weinroten Pullover und verwaschene hellblaue Jeans. Im Grunde eine ganz normale Frau, wäre da nicht diese Aura gewesen, die Sven nicht zu beschreiben vermocht hätte. Er schielte auf ihre rechte Hand, die auf dem Oberschenkel lag. Das zartblaue Venengeflecht raubte ihm beinahe den Verstand, nicht auszudenken, wie glücklich derjenige sein musste, der von solch einer Hand liebkost wurde. Svens Knie waren butterweich – aber es war keinesfalls klar, ob Sirit von ihm überhaupt Notiz genommen hatte. Unbeirrt verfolgte sie die Wirbel, die der Fluss bildete, und dessen ewige Strömung, die harmloser wirkte, als sie tatsächlich war. Nicht wenige Schwimmerinnen und Schwimmer hatten im Stadtfluss bereits ihr Leben gelassen, weil sie die Gefahren unterschätzt hatten oder doch nicht so gut schwimmen konnten, wie sie glaubten.

Dann wandte sich Sirit Sven zu. „Hey“, sagte sie. Nur „Hey“. Dieses „Hey“ versetzte Sven einen Stromschlag – sofort wurde seine Kehle trocken. „Schön hier“, sagte er mit belegter Stimme. „Schau mal, der Fluss fliesst in zwei Richtungen“, entgegnete Sirit. Und – in der Tat: Am Flussrand, direkt unterhalb der Böschung, sah es zeitweise so aus, als würde der Fluss nicht nur stadtwärts, sondern gleichzeitig in die Gegenrichtung fliessen. „Bist Du...

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