Martin entwickelte das Kitzeln zu seiner ganz persönlichen Passion. Er hatte sich ein Köfferchen angeschafft, wie ich mir von Kolleginnen habe schildern lassen. Das geheimnisvolle Köfferchen enthielt nichts weiter als verschiedenfarbige Federn. Mit diesen Federn reizte er meine Kolleginnen und trug sie ins Nirvana. Reihum trieb Martin seine Spielchen mit uns – und es gab wohl kaum eine in unserer Klasse, an der er seine Federchen nicht schon mal ausprobiert hätte… in den Achselhöhlen, am Bauchnabel oder an den Fusssohlen. Keine, wirklich keine hatte sich ihm bisher widersetzt. Nur verschämt zogen wir uns gegenseitig ins Vertrauen – nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Schuloberin von der Sache Wind bekäme. Zeit für Männerbekanntschaften hatten wir eh nicht – wir hatten einfach Martin, unseren gemeinsamen Lover. Besser als nichts – zudem machte er seinen Job ausgezeichnet. Diese Meinung teilte auch Kirstin, die mein Nachbarzimmer bewohnte. Kirstin war es, die in meiner Geburtstagsnacht so energisch an die Wand geklopft hatte.
Zwei Abende später stöhnteund jauchzte sie in den höchsten Tönen, und Nicole und ich waren überzeugt, dass Martin bei ihr zugange war. Der Schulbesuch war mit einem Mal ungemein erregend. Gerade in abtörnenden Fächern wie Sozialethik oder Elektrolythaushalt liess ich meine Gedanken schweifen.
Unsere Pulte waren in Hufeisenform angeordnet, und da sassen sie, bleistiftkauend, träumend, Aufmerksamkeit vortäuschend: Künftige Krankenschwestern, Frauen also, die sich für eine Berufslaufbahn entschieden hatten, die wegen der unregelmässigen Dienste nicht nur ungesund war, sondern auf Grund der viel zu tiefen Saläre auch noch unattraktiv. Darum wohl wurden in dieser Szene Männer so selten gesichtet… und wenn, waren sie schwul oder sonst wie ausserhalb des Mainstreams angesiedelt. Wer hatte schon mit Martin, wer noch nicht?
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