Klassentreffen

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Sven Solge

Er hatte sich ein Zimmer im Hotel zur Post gebucht, wobei er auch bei seinen Eltern hätte wohnen können, hielt es aber für sinnvoller im Hotel zu wohnen.

Das Treffen sollte am Freitag mit einem kleinen Wiedersehensumtrunk, wie Daggi sich ausdrückte, beginnen.

Jürgen machte sich früh auf den Weg, um vorher noch seine Eltern zu begrüßen. Er hatte sich eine Woche Urlaub genommen und sich gegen seinen Chef durchgesetzt, der ihm sogar mit Kündigung gedroht hatte. Doch Jürgen ließ sich nicht beirren, weil er wusste, dass die Firma ohne ihn, den Bach runter ging.

Von seiner Mutter erfuhr er dann, dass Daggi seine Adresse von ihr hatte und sie ihn schon viel früher erwartet hatten. Erst als er ihnen Mitteilte, dass er die Woche im Ort bleiben würde waren sie zufrieden. Gegen 14 Uhr machte er sich auf den Weg zum Hotel, da er erst um diese Zeit über sein Zimmer verfügen konnte.

Ausschau nach bekannten Gesichtern haltend betrat er die Lobby und checkte ein, doch er konnte niemanden entdecken. In seinem Zimmer machte er sich erst einmal frisch und begab sich dann wieder nach unten.

Plötzlich vernahm er einen lange nicht mehr gehörten Namen: „Jabba?“

Er drehte sich um und hinter ihm stand eine wunderschöne junge Frau, die er beim besten Willen nicht einordnen konnte.

„Jabba, bist du es wirklich!“ Kam erneut die Frage und dieses Mal eindeutig von der Frau die jetzt lächelnd auf ihn zu kam. „Ich bin´s, Daggi!“ Mit ein zwei Schritten war sie bei ihm und umarmte ihn stürmisch. Küsste ihn links und rechts auf die Wange, bevor sie ihn um Armeslänge von sich hielt: „Mein Gott Jabba, dich hätte fast ich nicht widererkannt! Du hast dich aber zu deinem Vorteil verändert!“

„Daggi?“, fragte Jürgen fassungslos. „Was ist mit dir passiert? Du siehst ja aus wie der fleischgewordene Männertraum, ich kann es nicht fassen?“, fügte er noch hinzu, um sich dann noch mal vorzubeugen und ihr ebenfalls einen Kuss auf die Wange zu geben. Der Duft ihrer Haut benebelte seine Sinne und er hätte liebend gerne noch länger seine Lippen auf ihrer Wange gedrückt.

„Verzeih meine Ausdrucksweise, aber dich hätte ich im Leben auch nicht wiedererkannt. Du bist ja eine Schönheit! Danke für die Einladung und dass du auf die Idee gekommen bist meine Eltern zu fragen, wo ich abgeblieben bin!“ Jürgen war immer noch fassungslos, über die Veränderung, von dem hässlichen Entlein zur Schönheitskönigin.

Daggi, die früher immer rumlief wie eine wandelnde Altkleidersammlung, war jetzt top gesteilt. Schlank, mit langen blonden Haaren und einer Figur, die bei Jürgen Reaktionen hervorrief, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Daggi nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit zu einer Sitzgruppe. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fragte Daggi ihn: „Jürgen erzähl, wie ist es dir in den letzten 10 Jahren ergangen? Du siehst toll aus, ab sofort ist den Spitzname „Jabba“ verboten.“ Sie lachte ihn an und meinte dann: „Du hast mir damals immer so leidgetan, weil deine Eltern nicht auf deine Ernährung geachtet haben. Heute kann ich es ja sagen, du warst ein richtiger Fettkloß. Daher dein Spitzname! Aber das weist du ja sicher selber!“

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