Knocked out

18 45-69 Minuten 1 Kommentar
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Yupag Chinasky

Marcel gehörte zu den Menschen, die immer einen flotten Spruch auf der Zunge haben. Sie seien zwar allein, die einzigen Gäste, aber sie würden ja aussehen, als ob sie die einsame Zweisamkeit suchten, dabei zwinkerte er Janine verschwörerisch zu. Nur den Striptease, er grinste breit, den müsse Janine schon allein machen. Seine Stripperinnen seien in der Gewerkschaft und die achte darauf, dass am Sonntag nicht gearbeitet würde. Er lachte meckernd über seinen eigenen Witz. „Glaub ihm nichts“ sagte die Angesprochene, „hier gibt es nie Striptease, nur langweilige Pornos auf seinem Superbildschirm.“

Die Bar war, wie Bars nun einmal sind. Eng, schummeriges Rotlicht, eine Theke auf der einen Seite, auf der gegenüberliegenden vier kleine Separées mit Vorhängen, die, wenn man sie zuzog, diskret verbargen, was dahinter geschah. In der Mitte eine winzige Tanzfläche und als beherrschenden Blickfang, den schon erwähnten Superbildschirm neben der Theke. Die Einrichtung war kitschig und ziemlich billig, ja nahezu schäbig. Nichts wollte so recht zueinander passen. Die Stühle waren nicht einheitlich, die Vorhänge zu den Séparees von verschiedener Farbe und Machart, der rote Teppichboden fleckig, die Bilder an den Wänden einfallslos – spärlich bekleidete Schönheiten, die sich lüstern auf einem Stuhl, einem Bett oder dem Fußboden räkelten. Selbst die Theke, an sich das Schmuckstück einer jeden Bar, sah irgendwie verpufft aus, trotz der Spiegel, der vielen Gläser, der dekorativen Zapfhähne und der Flaschenbatterien. Seine Vermutung, dass hier mehr als Drinks und Glotze angeboten wurden, bestätigte sich, als er im Laufe des Abends auf die Toilette ging. Von dem kleinen Flur aus, wo die Toiletten lagen, führte eine Treppe nach oben. Auf einem pfeilförmigen Holzschild stand „aux chambres“, dahinter war ein rotes Plastikherz aufgeklebt. „Wollt ihr Pornos oder Musik?

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schreibt Huldreich

Lieber Yupag Chinasky! Ihre Geschichte hat mir gefallen, samt dem Hinweis auf Stig Larrson's Lisbeth Salander, Danke sehr gut erzählt und spannend bis zum Schluß. Ich freu mich auf die nächste und grüsse Sie herzlich, Ulrich Hermann aus München

Gedichte auf den Leib geschrieben