Knocked out

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Yupag Chinasky

Einige fast nebensächliche Details nahm der Auftraggeber des Dossiers ebenfalls mit großem Interesse zur Kenntnis. Demnach spielten Guy und Marcel regelmäßig in ihrem Club Tennis. Sie trafen sich jeden Montag Abend, an dem Tag, an dem die Bar geschlossen war, denn der Sonntag war keineswegs der Ruhetag. Das Spiel dauerte meist bis zehn Uhr, dann gingen sie gemeinsam essen. Ricky war wegen seiner dubiosen Geschäfte oft unterwegs, mit Sicherheit aber ebenfalls am Montag Abend. Dann suchte er seine Exfreundin auf, deren neuer Freund oder Mann um diese Zeit beim Sport war. Ein perfekter Reigen. Und auch über den Polizeichef hatte der Ermittlungsspezialist Informationen eingeholt. Er war ein häuslicher Mensch, der großen Wert darauflegte, um acht Uhr zum Abendessen daheim zu sein. Danach verließ er die Wohnung nur noch im äußersten Notfall. Er wohnte in einem schönen, einsamen, abgelegenen Haus am Rande der Stadt.  

Im Oktober geschahen in A. an ein und demselben Tag, einem Montag Abend, zwei rätselhafte Ereignisse, über die in der örtlichen Presse ausführlich berichtet wurde. Das eine war ein Anschlag auf das Privatauto des Polizeichefs. Er hatte es, wie jeden Abend, vor seinem Haus abgestellt. Kurz vor neun Uhr hörte er eine heftige Explosion und als er an das Fenster eilte, sah er, wie sein Auto in Flammen stand. Es brannte völlig aus. Die Ermittlungen ergaben, dass eine Plastikbombe in einer Einkaufstasche unter den Tank gelegt und mit Hilfe eines Handys gezielt gezündet worden war. Personen waren nicht zu Schaden gekommen.

Personenschäden in einem größeren Ausmaß waren dafür bei dem zweiten Anschlag zu beklagen, der sich etwa eine halbe Stunde später ereignete. Er galt zwei Personen männlichen Geschlechts, auf die mehrere Schüsse abgegeben worden waren. Sie hatten noch zu dieser späten Stunde im Freien unter Flutlicht Tennis gespielt. Der Attentäter musste sich allem Anschein nach aus dem nahen Wäldchen an den Tennisplatz herangeschlichen haben. Er hatte vermutlich ein Gewehr mit Schalldämpfer verwendet, denn niemand, auch die Getroffenen nicht, hatte Schüsse gehört. Die Spurensicherung stellte fest, dass es sich um eine Präzisionswaffe handelte, ein Repetiergewehr, das von Sportschützen verwendet wurde. Insgesamt waren mindestens 8 Schüsse abgegeben worden, soviele Kugeln konnten sichergestellt werden. Sechs davon hatten ihr Ziel getroffen, die Beine, besonders die Knie der beiden Tennisspieler. Bei dem einen waren beide Knie zertrümmert, er würde wohl für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt sein. Der andere hatte etwas mehr Glück, mit einem neuen Kniegelenk könnte er vielleicht wieder gehen. Tennis würden beide jedoch nie mehr spielen können. Perfide sei auch gewesen, dass der Täter ihre Sporttaschen mitgenommen habe, in denen ihre Handys waren. In dem abgelegenen Clubhaus gab es kein Telefon und deswegen habe es sehr lange gedauert, bis jemand auf die Tat aufmerksam geworden war. Ein zufällig vorbeikommender Radfahrer hatte die Hilferufe gehört und die Polizei und den Notarzt alarmiert. Erst eine Stunde nach der Tat wurden sie in das Krankenhaus eingeliefert. Mittlerweile hatten sie viel Blut verloren und ihr Zustand war ernst, aber nicht lebensbedrohlich. Die Polizei traf sogar noch später am Tatort ein, weil sie mit dem mysteriösen Brandanschlag auf das Auto ihres Chefs voll beschäftigt war. In einem der Presseberichte wurde mitgeteilt, dass es sich bei dem Täter um einen sehr guten Schützen gehandelt haben müsse, denn es sei äußerst schwierig, unter den gegebenen Bedingungen, derart präzise Schüsse abzugeben.

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schreibt Huldreich

Lieber Yupag Chinasky! Ihre Geschichte hat mir gefallen, samt dem Hinweis auf Stig Larrson's Lisbeth Salander, Danke sehr gut erzählt und spannend bis zum Schluß. Ich freu mich auf die nächste und grüsse Sie herzlich, Ulrich Hermann aus München

Gedichte auf den Leib geschrieben