Es war Sommer, wie jetzt, ein schöner, milder Abend. Die Wache, die sie aufgestellt hatten, war leider auch abgelenkt, durch Bier und Weiber. Jedenfalls sei plötzlich diese Gruppe Serben aufgetaucht, aus dem Nichts. Es gab einen kurzen Kampf, ein paar Schüsse, Gerangel Mann gegen Mann. Die Partisanen seien schnell wieder verschwunden, ohne viel Schaden anzurichten. Aber die fehlende Fingerkuppe sei ihm als Andenken geblieben.
Er schwieg. Während er erzählte, er sprach leise und eindringlich, hatte er sich verändert. Aus dem jovialen, charmanten älteren Herrn, der auf der Suche nach einem kleinen Liebesabenteuer eine willige Partnerin gefunden hatte, war ein kalter, harter Soldat geworden. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet, sein Gesichtsausdruck verhärtet. Janine hatte fasziniert zugehört, war jedoch noch nicht zufrieden, nachdem er geendet hatte. „Aber wie ist das denn mit deinem Finger passiert? Warum hast du ihn verloren?“ Er schwieg immer noch, wollte offensichtlich nicht mit der Sprache heraus. Aber dann räusperte er sich, schien seine Bedenken weggewischt und Vertrauen zu der jungen Frau gefasst zu haben. Er nahm einen Schluck und fuhr fort.
„Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden und ich mache es auch sonst nicht, aber vielleicht ist es ganz gut, wenn ich die alte Geschichte mal jemandem erzählen kann. Ich bin, ehrlich gesagt, auch heute noch nicht darüber hinweggekommen, nach so langer Zeit. Also ich - er zögerte erneut -, ich war einer derer, die zur Wache eingeteilt waren. Meine Schicht begann recht spät und ich hatte bereits einige Bier intus. Der Beobachtungsposten war auf einer kleinen Anhöhe, von der aus man den Zugang zu der Wiese und dem kleinen Bach gut kontrollieren konnte. Einem aufmerksamen Beobachter wäre niemand entgangen, der sich den feiernden Kameraden nähern wollte.
Knocked out
schreibt Huldreich