Es war ein rötliches Zeug, das nach Chili und Mokka und Wodka schmeckte, als er daran nippte, eine Mischung, die er sich freiwillig nie hergestellt hätte und die er freiwillig lieber nicht hätte trinken sollen. Janine schaute ihn neugierig an, gespannt auf seine Reaktion. Als sie die Skepsis in seinem Gesicht aufkommen sah, lachte sie und belehrte ihn. „So trinkt man den aber nicht. Man muss ihn rasch auszutrinken, ex, auf einen Zug, so wie Schnaps oder Wodka, dann ist der Geschmack am besten.“ Hatte sie Geschmack oder Wirkung gesagt? Sie hielt ihm ihr Glas hin. Sie stießen an, es schepperte dissonant. Janine kippte ihr Glas auf einen Zug hinunter. Er zögerte immer noch. Warum bestellt man sich einen Long-drink wenn man ihn so rasch austrinken soll? Doch er wollte seiner neuen Flamme nicht nachstehen und zeigen, dass ihm Chili und andere heiße Sachen nichts ausmachten und vor allem wollte er endlich, endlich mit Janine dahin, wo er von Anfang an hin gewollt hatte. Er schaute sie über den Rand seines Glases schelmisch an, setzte an und schon war es leer. Dann begann die Malaise.
Nach wenigen Augenblicken wurde er müde, sehr müde, er sah noch, wie Janine sich ihm näherte, ihm einen Kuss auf die Wange drückte und irgend etwas sagte, das in seinem umnebelten Hirn – hatte er denn wirklich schon so viel gesoffen? – als „pardon chèri et au revoir“ registriert wurde. Und noch etwas nahm sein Restverstand wahr. An der Theke standen plötzlich zwei Männer. Nicht nur Marcel, der ihn gespannt beobachtete, sondern auch der Mann von heute Nachmittag, Guy, an den sich seine Schöne so festgeklammert hatte. Jetzt sah Guy zu ihm hin und grinste ihn breit an. Dann verschwamm alles um ihn herum und nacheinander verschwanden das leere Glas, der kleine Tisch, das rote Licht und schließlich auch die süße Janine, die neben ihm saß und seinen Kopf hielt, um zu verhindern, dass sein bleischwerer Schädel auf dem Tisch aufschlug.
Knocked out
18 45-69 Minuten 1 Kommentar
Knocked out
Zugriffe gesamt: 10901
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.
Knocked out
schreibt Huldreich