“ Er war verwirrt und atmete auf einmal schneller, ein Kloß steckte in seinem Hals. Er war so verwirrt, wie ein Mann über sechzig nur sein kann, wenn ihn eine schöne, junge Frau mit gerade mal Anfang zwanzig, mit einem solch unverhohlenen Interesse anschaute. „Das darf nicht wahr sein. Wenn das eine Sinnestäuschung war, war es eine schöne“, ging es ihm durch den Kopf, als sie auf dem Weg in Richtung Altstadt immer kleiner wurden und bald aus seinem Blick verschwunden waren.
Das Hotel, in dem er ein Zimmer gebucht hatte, der Aigle noir, hatte zwar nur zwei Sterne und es war sogar recht klein, laut Prospekt hatte es nur zehn Zimmer, aber es lag mitten in der Altstadt und war grundsolide, wie er gleich beim Eintreten merkte. Das Zimmer war eng, aber sehr sauber und geschmackvoll eingerichtet, mit Blick auf den Marktplatz mit seinem Kopfsteinpflaster und der gotischen Kirche. Er war sehr zufrieden mit seiner Wahl. „Nehmen sie unbedingt ihren Schlüssel mit, wenn Sie ausgehen“ sagte die Madame an der Rezeption, vermutlich die Eigentümerin. “Ich wohne nicht hier und gehe abends nach hause, meist schon so gegen acht Uhr. Nachts ist dann niemand mehr da. Wenn Sie etwas brauchen, dort drüben steht ein großer Kühlschrank mit Getränken und im Frühstücksraum ist ein Kaffeeautomat. Sie können sich gern bedienen, schreiben Sie bitte auf, was Sie entnommen haben.“
Etwas problematischer war es, an ein gutes Essen zu kommen. Dass kein herausragendes Lokal in der Gegend angesiedelt war, wusste er aus seinem Michelinführer. Dass aber viele Lokale nicht nur am Montag, sondern schon am Sonntag Abend geschlossen waren, überraschte ihn immer aufs Neue. So war es auch hier und es bedurfte einiger Anrufe von Madame, um ein akzeptables, Restaurant, den Faisan d’or, ausfindig zu machen, das geöffnet war. Es lag etwas außerhalb der Innenstadt, am Rande eines kleinen Parks, war aber immer noch gut zu Fuß zu erreichen.
Knocked out
schreibt Huldreich