Es begann eigentlich ganz harmlos. Mein Mann – er damals auch frisch importiert aus dem fernen Ausland, ein mutiger Esser, aber tief in seinem Herzen unverbesserlich neugierig – testete schon bei unserem ersten gemeinsamen Rösti-Kochen die Fronten aus.
„Warum machen wir die Rösti nicht einfach… gefüllt? Dann schmecken sie sicherlich viel besser“ meinte er mit diesem unschuldigen Grinsen, das mich halb zur Weißglut, halb zum Lachen bringt. „Frischkäse, oder so.“
Frischkäse in Rösti. Eine verbotene Anomalie, wenn man den Schweizerinnen glauben mag. Aber im Ernst: Es war köstlich. Der cremige Käse in der Mitte, ein Hauch Schnittlauch darüber, kurzum: ein Skandal. Ich musste an meine Nachbarin denken, die wahrscheinlich sofort ein Schild in den Garten gestellt hätte: „Hier wohnen kulinarische Verräter.“
Aber egal. Wir sahen es als sehr gelungen an. Schließlich verband es den Willen der Integration mit der Verspieltheit des Neuanfangs – und wir taten einfach so, als sei es das Normalste der Welt, Frischkäse in nationale Heiligtümer zu stopfen.
Doch natürlich gäbe es noch eine zweite Variante. Die ist… nicht mehr harmlos. Und die erzähle ich, wohlgemerkt, wirklich niemandem, der sich bei mir im Freundeskreis nach dem Rezept erkundigt.
Dazu kam es, dass wir doch auch die korrekte Variante ausprobieren wollten. Nur Kartoffeln ohne verbotene Zutaten. Was wir bis dahin nicht gewusst hatten: Frischkäse sorgt nicht nur für mehr Geschmack, sondern auch mehr Zusammenhalt der geraffelten Kartoffeln.
Somit kam es, wie es kommen musste: Der erste Versuch, Rösti zu machen, die man auch Schweizern servieren könnte, scheiterte kläglich.
Eigentlich hätten sie goldgelb, kompakt, leicht knusprig und wie aus dem Bilderbuch werden sollen. Doch davon hielt die Kartoffelmasse nichts – und zerfiel stattdessen kläglich. Auf den Tellern lag am Ende ein Haufen angebratener Kartoffelstücke mit zu viel Bratbutter, die ich am Ende in einem Rettungsversuch zugegeben hatte, und wohl auch viel zu wenig Geduld, Wissen und Liebe. Im besten Fall waren sie noch als ‹essbar› durchgegangen – kulinarisch aber weit entfernt von Perfektion.
Knusprig und heiß: mein Rösti-Geheimnis
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Knusprig und heiß: mein Rösti-Geheimnis
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