Umweltgerecht trug ich meine Einkäufe in einer Papiertüte zu meinem Wagen. Ich hatte ziemlich weit hinten auf dem Parkplatz geparkt, in der Hoffnung, dass sich dort nicht viele andere verirrten, um ihr Auto abzustellen, weil es doch ein Stück zu laufen war. Meine Frau hatte mich auf dem Heimweg angerufen und mich gebeten, noch ein paar Einkäufe zu erledigen.
Mein Plan ging auf. In meiner Parkreihe parkte kein weiteres Auto. Ich bin Börsenmakler und habe ein gutes Jahr hinter mir. Ich habe mir zu Weihnachten etwas gegönnt: einen Porsche GT3. Mein ganzer Stolz. Ich war froh, dass kein Auto neben mir stand, denn dann hatte niemand eine Tür in den Lack fallen lassen oder einen Kratzer mit einem Einkaufswagen verursacht.
Als ich näher kam, sah ich einen kleinen Jungen auf einem BMX-Rad, der sich meinem Wagen neugierig näherte. „Ja, schau nur neidisch, du Rotzlöffel“ dachte ich selbstgefällig. Der Junge stieg ab, legte das Fahrrad ab und ging zu meinem Wagen. Er umrundete ihn, es störte ihn nicht, dass ich näherkam. Ich war etwa noch 40 Meter entfernt, als der Junge sich bückte und einen kleinen Stein aufhob und genüsslich einen Kratzer in den Lack machte. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Mein Herz setzte kurz aus, dann wechselte ich in den Agromodus. Den würde ich mir krallen. Ich ließ die Papiertüte fallen, der Spargel im Glas splitterte, aber das war mir egal. Ich rannte auf mein Auto zu. Der Junge bemerkte mich und hob sein Rad auf. Behände sprang er auf, aber ich war schneller. Ich hielt seinen Sattel fest und hob das Hinterrad hoch. „Lassen Sie mich los“ schrie er und rief laut um Hilfe.
Ich dachte nicht daran, loszulassen. Das Rad kippte auf die Seite und der Junge fiel auf den Boden. Er rappelte sich auf und wollte abhauen. Ich packte ihn am T-Shirt und der Junge rief wieder um Hilfe. Aber weit und breit war niemand zu sehen.
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