Die neue Kollegin kam montags immer mit dem Zug. Dann hatte sie oft schon irgendwas während der Bahnfahrt gelesen und war bestens vorbereitet. Dass ihr kleiner Rollkoffer den Tag über in der Garderobe stand, war ungewöhnlich. Alle anderen Kollegen hängten dort nur ihre Jacken hin oder vielleicht mal einen Regenschirm. Taschen nahmen wir alle mit an den Arbeitsplatz. Ich fragte mich, was sie wohl in dem Koffer alles mitnahm. Für vier Tage in der kleinen Wohnung, die sie hier angemietet hatte, brauchte sie eigentlich nicht viel und ich wunderte mich, ob sie dort keine weitere Kleidung hatte oder eine Waschmaschine. Verbrachte sie ihr wirkliches Leben eher an ihrem Wochenendwohnort? Oder hatte sie in ihrem Koffer Dinge dabei, die sie immer in ihrer Nähe haben wollte?
Warum machte ich mir über diese Fragen überhaupt Gedanken? Ich gebe es zu, ich interessierte mich für sie. Sie entsprach sehr genau dem Typ Frau, der mir gefällt. Etwa so groß wie ich. Ich bin selbst nicht so groß. Sie hatte einen wohlgeformten Po, der meist in engen Hose gekleidet war. Kurze Haare, ansehnliche Brüste und unter der schicken Brille meist ein ansprechendes Lächeln. Außerdem hatte sie in der ein oder anderen Situation schon mal einen leicht anzüglichen Spruch auf den Lippen. Nicht so derb, dass es peinlich oder unpassend erschien, aber eben doch zweideutig. Ja, sie interessierte mich. Dass sie verheiratet war, wie sie kurz angedeutet hatte, war für mich nicht weiter von Bedeutung, denn ich wollte ja keine Beziehung, sondern eher ein kleines Abenteuer.
Der Koffer. Er machte mich zunehmend neugierig. Jetzt hatte ich ein paar Mal mitgekriegt, dass sie zu Beginn der Mittagspause kurz in die Garderobe gegangen war und dann mit ihrer großen Handtasche in der Damentoilette verschwand.
Kofferspionage
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