Kokosnüsse

Auf den überfüllten Straßen der Stadt, bei strahlendem Sonnenschein und tropischer Hitze, beäugen zahlreiche Touristen junge Mädchen, die ihre großen, runden Kokosnüsse in engen Blusen und ihre voluminösen Hintern in knappen Röckchen ungeniert zur Schau stellen. Sie wackeln mit laszivem, provokativem Gang durch die Straßen und haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen auffallen und jemanden finden, der sie nicht nur anschauen will, einen Mann der das, was sie zu bieten haben, auch großzügig honoriert. Ich bin eine von ihnen, jung, sexy, in mehrfacher Hinsicht hungrig und fast ohne einen Peso in meinem kleinen glitzernden Handtäschchen. Ich sitze in einem Straßencafé und warte.
Mein letztes Geld habe ich in eine Limo und ein Eis investiert. Die Limo ist schon schal und lauwarm und das Eis schmilzt viel zu schnell bei dieser Affenhitze. Bald wird mich der Kellner komisch angucken, weil ich nichts nachbestelle, denn wir sind nur geduldet, wenn das Geschäft läuft und jemand die Rechnung bezahlt. Aber ich muss noch eine Weile ausharren, denn ich brauche unbedingt Geld, ich muss ein Geschäft machen, einen Touristen angeln, ein Abenteuer suchen, das sich lohnt. Abenteuer ohne Touristen lohnen sich nie.
Wenn ich jetzt aufgebe und gehe, habe ich nicht nur Geld verloren und nichts in der Tasche für die nächsten Tage, ich schaffe auch Platz für die Konkurrenz, es gibt genug von meiner Sorte und sie nehmen sofort meinen Platz ein, einen der wenigen, auf denen wir geduldet werden. Doch das Glück lässt auf sich warten, mein Geld reicht nicht, etwas Kühles nachzubestellen, auf Kredit gibt es hier nichts. Ich sitze und schwitze und nippe an der lauwarmen Limo und hoffe. Ich schaue die Straße rauf und runter, es kommt niemand, den anzusprechen Aussicht auf Erfolg hätte. Die Zeit schleicht dahin, wie eine Schnecke und macht mich selbst zu einer Schnecke mit Kokos.