Die Kollegin

Geschichten vom Anfang der Sehnsucht

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Die Kollegin

Die Kollegin

Stayhungry

Es glich hier ohnehin alles einem Tanz auf einem Minenfeld.

Natürlich bin ich ungerecht, sie tat, was ihr möglich war, ohne sich zu verbiegen. Aber ich fühlte mich mit jedem Mal mehr wie ein Hausmeister in Sachen erotischer Soforthilfe, notwendig, praktisch, geschätzt, nach getaner Arbeit fehl am Platze.

Dass sie sich strikt weigerte, in irgendeiner Form auf mich zuzugehen, Verständnis für ihre Not verlangte, ohne sie zu erklären, mein Leid als Missachtung ihrer Sorgen betrachtete, machte es immer schwieriger, dass wir dann und wann doch wieder unbeschwerte Verliebtheit verspüren konnten. In ihrem Vorwurf war ich ein durch und durch egozentrischer und egoistischer Kerl und den Gegenbeweis kann ich nicht antreten, so lange mein eigenes Wünschen und Sehnen noch existiert. Den im wahrsten Sinne des Wortes selbst-losen Mann bräuchte sie.

Irgendwann hatten sie mich alle so gewollt. Eine schlimme Ahnung lag seit geraumer Zeit bleiern in meinem Innern.

*

Ich hing noch elend herum, kämpfte gegen die Einflüsterungen der widerstreitenden Geister auf meiner linken und meiner rechten Schulter, zu gehen und zu bleiben. Schließlich verließ ich das Haus und blickte bedrückt zurück auf das wunderschöne Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Arbeit, dann trat ich auf die Strasse. Anders als sonst an solchen Abenden lenkte ich meine Schritte nicht in Richtung der Videothek mit den deprimierenden Angeboten für erotisch vernachlässigte männliche Wesen, sondern zur Wohnung der Kollegin meiner Frau. Das Herz schlug bis zum Hals, ich zögerte mehrmals, drehte um, kehrte zurück, dann klingelte ich.

*

Schön, dass du da bist hatte sie gesagt, und mich in die Wohnung gebeten. Alles wirkte unverfänglich, der Fernseher lief, es war keine schummrige Atmosphäre geschaffen, die meine Befürchtungen oder die sehnsuchtsvollen Verirrungen meiner Auffassungsgabe hätten bestätigen können.

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