Konkurrenz

Hochhausromantik - Teil 2

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Yupag Chinasky

Ihr Gesicht wies im Gegensatz zu dem ihrer Freundin, deutlich mehr negroide Züge auf, die Nase kurz, die Lippen voll, die Stirn hoch, war aber dennoch anziehend. Ihre Haut noch dunkler als die von Jessi, dafür hatte sie ihre Haare mittelbraun, an manchen Stellen sogar blond, gefärbt und trug sie im Rastalook, also zu zahlreichen Zöpfchen geflochten und mit kleinen bunten Bändchen versetzt. Sie hatte sich sehr dezent und geschmackvoll geschminkt, in einem Nasenflügel und einem Ohrläppchen glitzerten kleine Diamanten. Allerdings hatten ihre Augen, obwohl sehr lebhaft, nicht die Ausstrahlung von Jessis schönen Augen. Ihre langen, künstlichen Fingernägel waren mit aufwändigem Dekor bemalt und sie trug fast an jedem Finger einen Ring, aber die konnten nicht kaschieren, dass ihre Hände längst nicht so schlank und elegant, wie die ihrer Freundin waren. Es waren eher Patschhände, die andauernd mit einem Handy spielten, das sehr teuer war, wie er an dem angebissenen Apfel schnell erkannte. Sie schien Geld zu haben, diese Naomi, und vermutlich war sie deswegen recht selbstsicher. Sie redete viel und laut, benutzte ständig vulgäre Ausdrücke und hatte durchaus Sexappeal, sogar viel Sexappeal, den sie offensiv einsetzte. In Verbindung mit dem zarten, erotisierenden Hauch eines vermutlich ebenfalls teuren Parfüms war sie für ihn höchst begehrenswert, ja unwiderstehlich. Er flog sofort auf sie ab.
Naomi war in fast jeder Hinsicht das Kontrastprogramm zu Jessi, diesem kleinen, zarten, schmächtigen, sanften Typ mit einer ausgeprägten, sozialen Ader. Jessi hatte ihm erzählt, dass sie neben vielen anderen Geschwistern, es waren acht oder sogar zehn, auch eine Zwillingsschwester hatte, die wenige Minuten älter war als sie. Bei dieser Lieblingsschwester wuchsen ihre beiden eigenen Kinder auf. Der Vater, ein Nichtsnutz und Herumtreiber, sie sagte „a no-good man and a dodger“, war abgehauen, als er die Nase von Familie voll hatte.

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