Er besaß keine Freunde, mit denen er sich hätte regelmäßig treffen wollen und er suchte auch keine. Ihm reichte der tägliche Umgang mit den Arbeitskollegen und die gelegentlichen gemeinsamen Besäufnisse zum Abladen der permanenten Frust, die, wenn überhaupt freitags nach der Arbeit stattfanden und regelmäßig den Zorn seiner Frau hervorriefen, die allerdings weniger Angst um seine Gesundheit als um seinen Führerschein hatte. Er war sich also meistens selbst genug. Gegen Abend kehrte er nach Hause zurück. Manchmal war er früher daheim, manchmal seine Frau. Sie aßen dann gemeinsam zu Abend und tauschten die Erfahrungen und Erlebnisse des Tages aus, das heißt, eigentlich redete nur sie, um ihren angesammelten Frust loszuwerden. Er steuerte meist nur ein paar Stichworte zur Unterhaltung bei. Auf Nachfrage sagte er dann, dass es so wie immer gewesen sei. Doch seine Frau fragte selten nach, sie war zu sehr mit ihrem eigenen Kram beschäftigt. Bei diesem geregelten Programm war es kein Problem für ihn, Jessi in den Ablauf der Samstage einzubauen. Von ihr erzählte er seiner Frau natürlich nichts.
Er traf Jessi regelmäßig bei einem Italiener in ihrer Nähe zum Mittagessen. Beide mochten Spaghetti und frische Salate. Er schätzte es, immer in demselben Restaurant zu essen, weil seine Frau italienisches Essen nicht mochte und so keine Gefahr bestand, dass der Kellner sich in ihrer Anwesenheit nach der netten piccola negra erkundigen könnte. Das „Adria“ gehörte zu der beruhigenden Routine fester Gewohnheiten, die sich in ihrer Beziehung sehr rasch eingestellt hatte. Diese Routine wurde auch in dem nachfolgenden Tagesprogramm beibehalten. Er fuhr mit Jessis in eines dieser Einkaufszentren am Stadtrand, eine Örtlichkeit den seine Frau nie aufsuchen würde. Dort bummelten sie durch die Geschäfte und er erledigte, was er zu erledigen hatte.
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Hochhausromantik - Teil 2
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