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Hochhausromantik - Teil 2

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Yupag Chinasky

Jessi ging gerne mit, denn für sie fiel immer eine Kleinigkeit ab: ein T-Shirt, Kosmetika oder eine Packung Pralinen. Manchmal, wenn er gut drauf war, bekam sie sogar etwas Größeres: Unterwäsche, was eigentlich überflüssig war, weil sie selten etwas darunter trug, schon eher eine schicke Bluse oder ein paar Schuhe. Und einmal, an ihrem Geburtstag im Oktober, war er besonders großzügig und schenkte ihr eine Perlenkette, die in einem Juwelierladen gerade im Angebot war. Sie war über dieses Geschenk so begeistert, dass sie die Kette gar nicht mehr ablegen wollte und auch er fand den Kontrast der weißen Perlen zu ihrer Schokoladenhaut sehr apart. Wenn sie nicht einkaufen gingen, gab es bei schönem Wetter eine Spritztour in die Umgebung und bei Regen Kino oder ein Museum. Im Kino saß Jessi ganz still neben ihm und verfolgte den Film, obwohl sie, wie sie ihm gestand, nur wenig von dem mitbekam, was geredet wurde. Sie begleitete ihn genauso gern in ein Museum. Sie liebte Museen, allerdings nicht das, was dort ausgestellt war, sondern das Gebäude, die Räume, die Ruhe, die langweilige Behaglichkeit. „Hier alles sauber und schön und ruhig, viel ruhig. Man nicht muss essen, nicht muss trinken, nur sitzen. Du sehen Bilder, ich sehen dich, wie du sehen Bilder. I like it, you know.” Das Museum bot ihr etwas, was sie sonst nicht hatte, ein angenehmes, entspanntes, ruhiges Zuhause.
So gegen drei oder vier, je nach Programm, begann der Höhepunkt des Tages. Sie gingen in das Hochhaus und hatten Sex auf der roten Couch. Es gab auch ein Schlafzimmer, aber das war tabu, das war die unbedingte Privatsphäre der beiden Frauen. Die Tür war immer zu, er vermutete sogar abgeschlossen. Er hatte es in der ganzen Zeit seiner Besuche nicht einmal betreten. Sex im Badezimmer blieb außen vor, wie auch alle andere Experimente oder Extravaganzen.

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