Er hatte nie ein Verhältnis mit einer festen Freundin angestrebt und mit Prostituierten hatte er sich eigentlich auch nicht vergnügt. Er suchte sie nur gelegentlich auf, um den Druck, der sich in ihm aufstaute, abzulassen und immer nur dann, wenn ihm die einförmige Masturbation, die er gewöhnlich dafür anwendete, zum Hals heraushing. Er war, im Grunde genommen, sexuell recht genügsam, wunderte sich aber, dass auch Jessi im Bett anscheinend ebenfalls genügsam war. Als Nutte, so seine Vorstellung, müsse sie doch die Raffinessen des Liebeslebens kennen und schätzen. Doch als er sie eines Tages fragte, gestand sie ihm, dass sie ihn gerade wegen seines langweiligen Verhaltens gut fand. „The time with you is so relaxing for me, you know. It is private, no job. I have not to show that I am good and sexy.“ Das leuchtete ihm ein und er war froh, dass es so war. Nach der Pflicht lagen sie, wie gesagt, entspannt auf der Couch, knabberten Nüsse, sahen sich das Fernsehprogramm oder Videoclips auf seinem Laptop an. Er döste dann ein und holte seinen Mittagsschlaf nach. Es waren Gewohnheiten, die sich einstellten, wenn ein Paar lang genug zusammen war und Jessi schien selbst diese langweilige Routine zu genießen, denn sie ermunterte ihn ausdrücklich zu seinen Nickerchen und seinen anderen Ritualen, so wie die Sache mit den Drinks. Am Anfang hatte er immer eine Falsche Wein mitgebracht, die er aber allein austrinken musste, da Jessi Wein nicht mochte. Das war ihm dann mit der Zeit zu viel geworden, eine ganze Flasche Wein am Nachmittag und deshalb ging er dazu über, sich regelmäßig einen Longdrink zu genehmigen, einen Martini oder Campari. Einen der Aperitifs, die speziell für die Kunden immer im Haus waren. Wenn er sich in der entspannten Ruhephase auf der Couch noch keinen Drink genehmigt hatte, ermunterte ihn Jessi dazu, ja sie ging sogar selbst in die Küche, um die Flasche zu holen.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.